Kulinarische Abenteuer im Odenwald und an der Bergstraße

Der Beckenrand-Kiosk

Pünktlich zur Saison-Eröffnung 2016 am 13. Mai

Seit fast achtzig Jahren kommen Odenwälder im Güttersbacher Freibad ins (zum) Schwimmen. Doch seit einiger Zeit tauchen immer mehr Gäste auf, die gar nicht baden wollen. Der Grund dafür ist der Beckenrand-Kiosk, geführt von Christopher Keylock.
3_Korr_webDas kleine Freibad, das Dr.-Haller-Bad, liegt mitten in Güttersbach, aber als wir vorbeifahren ist es noch geschlossen. Der Badebetrieb 2016 geht am 14. Mai wieder los. Am Abend vorher wird aber schon große Saison-Eröffnung sein. Ab 18:00 Uhr wird gegrillt. Mit vielen kulinarischen Einfällen von Christopher Keylock, der betreibt nämlich seit Mai 2015 den Imbiss des Freibades, genannt Beckenrand-Kiosk. Und den wollen wir besuchen.

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Wir fahren also am Bad vorbei und durchqueren den kleinen Ort, der ein Teil der Gemeinde Mossautal ist. Dabei fällt uns auf, dass auf rund fünfhundert Einwohner drei – nicht gerade kleine – Restaurants kommen und jetzt eben auch noch ein Schwimmbad mit einem außergewöhnlichen kulinarischen Angebot. Leckermäuler – das müssen die Güttersbacher wohl sein oder zumindest welche anziehen.

Nach einigen hundert Metern erreichen wir am Waldrand das Haus in dem Küchenmeister Chris und seine Freundin Katharina leben. Sie haben sich in Ihrer gemeinsamen Zeit in Frankfurt kennengelernt und sind nach Umwegen hier gelandet – Katharina war danach noch eine Zeit lang in der Schweiz und Chris hat weiterhin im Jumeirah in Frankfurt gearbeitet.

Warum gerade Güttersbach, fragen wir die beiden. Warum zieht es zwei durchaus erlebnishungrige Menschen um die Dreißig hierher? Nun, die Antwort folgt schnell und schlüssig. Katharina ist eine „Eingeborene“, die heimgekehrt ist und heute für die Privat-Brauerei Schmucker in Mossautal arbeitet. Und Chris suchte nach seiner Zeit in der Spitzengastronomie – darunter Johann Lafers Stromburg – neue Wege seiner Leidenschaft, dem Kochen, nachzugehen.

Er wollte weg aus dem klassischen Küchenbetrieb. Er wollte sich kreativ austoben und das mit tollen Produkten. Und genau die hat er hier in der Region gefunden und findet auch jetzt ständig neue, wenn er auf der Suche in seinem schwarzen VW-Transporter durch den Odenwald kachelt – natürlich kachelt er in angemessener Geschwindigkeit.

Wichtig ist Chris auch noch zu sagen, wie schnell und freundlich er hier von den Leuten aufgenommen und Teil der Gemeinschaft wurde. Und das sei hier ganz anders als im anonymen Frankfurt, ergänzt er noch.

So konnte er auch wirtschaftlich in der Region schnell Fuß fassen – als mobiler Koch, im Schwimmbad und demnächst mit seiner Kochschule. Hier steckt er mitten im Umbau eines alten Fachwerkhauses im Herzen von Michelstadt. Die Eröffnung wird voraussichtlich im Oktober sein. Ich habe übrigens bereits einen Kurs gebucht. Doch darüber mehr, wenn es soweit ist.

Kommen wir zum Beckenrand-Kiosk. Chris hat den Imbiss zu Saisonbeginn 2015 von seinem Vorgänger übernommen, in die Ausstattung investiert und das kulinarische Konzept verändert – dabei dem Schwimmbad aber nichts künstlich Abgehobenes übergestülpt. Optisch fallen die Veränderungen nur durch den neu geschaffenen Lounge-Bereich neben dem Kiosk und den riesigen Super-Duper-Grill auf.

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Das neue Angebot an Speisen und Getränken dagegen unterscheidet sich nachhaltig vom gewohnten Schwimmbad-Imbiss-Mampf. Zwar bietet Chris auch Standards wie Pommes mit Frikadelle an, aber betrachtet man den beruflichen Weg des jungen Kochs und seinen Anspruch wird schnell klar, warum eine Boulette von ihm einfach besser schmecken muss und auch besser schmeckt. Zu den Schwimmbad-Klassikern, zubereitet aus Zutaten regionaler Produzenten (z.B. Molkerei Hüttenthal, Schmucker, Brot von Riesinger aus Beerfelden) kommen ein wechselndes Angebot, spontane Ideen und sogar Getränke-Kreationen wie den „Beckenrand Cocktail“.

Neben dem normalen Schwimmbad-Betrieb finden immer wieder entspannte Events statt, die auf Facebook angekündigt werden (sucht nach „Beckenrand-Kiosk“). Das sind Grillfeste, regelmäßiger Kaffee-Klatsch oder die Fußball-EM auf großem Monitor.

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Wen wundert es bei alldem, dass hungrige und durstige Wanderer hier auf ihrem Weg einkehren, ohne ins Becken zu tauchen. Dass Gäste fast täglich von weither kommen – Schwimmer und Nichtschwimmer. Und dass der Koch namens Christopher Keylock hier so glücklich ist wie seine futternden Gäste.

Also fahrt hin ins Güttersbacher Schwimmbad. Esst. Trinkt. Schwimmt. Aber denkt an das, was meine Mutter immer gesagt hat: Mit vollem Magen geht man nicht ins Wasser.

Fotografie: Portrait / Wolfgang Merkle, Schwimmbad-Fotos / Heiko Tönse

(Beim Schreiben gehört: einige Compilations der Reihe „Music for Modern Living“)

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Weiteres über und Rezepte von Chris in unserem Blog findet Ihr hier:
„Feine Sache statt zäher Masse“
„Unser neuer Chef“
„Laudenauer Weihnachtsgans“
„Ein Weihnachtstraum“
„Fish ’n Chips“
„It’s a Man’s World“
„Der Beckenrand Hotdog“

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