Kulinarische Abenteuer im Odenwald und an der Bergstraße

Likör aus Buchenlaub

Ein Gläschen voll flüssigen Waldes

Einst im Mai pflückte ich die frischen, hellgrünen Buchenblätter und legte sie in Wodka bzw. Gin ein. Nach vier Wochen war es dann an der Zeit  die beschwipsten Blätter zu Likör werden zu lassen. Doch ich beginne noch einmal von vorne.

 

Wenn im April und Mai die Frühlingssonne die jungen, hellgrünen Blätter der Buchen in flirrendes Licht taucht, kann man sie pur vom Baum naschen oder einige Handvoll mit nach Hause nehmen. Später im Jahr werden die Blätter dunkler, fester und verlieren immer mehr an dem typischen Geschmack.

Buchen sind leicht zu finden, da sie rund zwanzig Prozent des Baumbestandes im deutschen Wald ausmachen. Ihr werdet also schnell fündig, aber erntet eure Portion nur in kleinen Mengen pro Baum, damit er nicht geschädigt wird.

 

Zuerst werden die frischen Blätter in Alkohol eingelegt

Meine Ernte habe ich kurz abgespült und die säuerlichen Blätter von den Stielen befreit. Dann habe ich sie in zwei verschließbare Gläser (Fassungsvermögen: 1 Liter) gelegt – ganz locker, ohne Druck. Die Gläser waren nicht ganz gefüllt, aber so ziemlich fast. In einem der Gläser habe ich die Blätter mit 0,7 Liter Wodka aufgefüllt und in dem anderen mit 0,7 Liter Gin, also mit je einer handelsüblichen Flasche. Dass ich Wodka und Gin gewählt habe, liegt allein an meinen Vorlieben. Im Netz findet ihr auch Rezepte mit Cachaça oder Korn. Probiert doch einfach aus, welche Version euch am besten schmeckt.

Die so gefüllten und verschlossenen Gläser habe ich danach für vier Wochen an einem dunklen geparkt. Auch hier weichen die Vorschläge je nach Rezept deutlich voneinander ab. Die angegebenen Lagerzeiten schwanken zwischen einer Woche bis zu mehreren Monaten. Durch andere Likör-Experimente weiß ich, dass eine lange Lagerung eigentlich immer besser ist. Deshalb kommt eine Woche für mich nicht in Frage und für mehrere Monate bin ich einfach zu ungeduldig. Doch wie dem auch sei – in dieser Zeit nimmt der verbindet sich das das Aroma der Blätter mit dem Alkohol. Das schmeckt dann leicht fruchtig und etwas holzig, eben irgendwie nach Wald.

Anfang Juni war es dann soweit. Ich habe den Wodka bzw. den Gin durch ein Sieb abgegossen und dabei die Blätter aufgefangen. Die eingeweichten Buchenblätter habe dann fest ausgepresst und die freigesetzte Flüssigkeit in den jeweiligen Schnaps gegeben. Es soll ja schließlich nix wegkommen.

Anschließend habe die die Flüssigkeiten noch durch Kaffeefilter gegossen, um sie von etwaigen Teilchen zu befreien.

 

Aus Zwei mach Vier

Das heißt: Vor mir standen jetzt zwei Gläser mit aromatisiertem Schnaps – eins mit Wodka und eins mit Gin. Den Inhalt jedes der zwei Gläser habe ich auf zwei sterilisierte Halb-Liter-Flaschen umgefüllt (pro Flasche 350 ml mit purem Buchenblatt-Wodka oder Buchenblatt-Gin).

Da ich noch nie Buchenblattlikör getrunken und schon gar nicht selbst angesetzt hatte, habe ich mich für eine Versuchsreihe entschieden.

Dazu hatte ich schon mal was vorbereitet, wie es in Kochsendungen immer so schön heißt – nämlich Läuterzucker. Dazu habe ich drei Teile Zucker mit zwei Teilen aufgekocht bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat. Diesen »Sirup« habe ich dann in aller Ruhe abkühlen lassen. Im Netz findet ihr auch andere Mischverhältnisse, auch viel süßere, aber mir reicht das so.

  • Ansatz 1: 350 ml aromatisierter Wodka werden mit 150 ml Läuterzucker aufgefüllt.
  • Ansatz 2: 350 ml aromatisierter Wodka werden durch 80 ml Ahornsirup gesüßt.
  • Ansatz 3: 350 ml aromatisierter Gin werden mit 150 ml Läuterzucker aufgefüllt.
  • Ansatz 3: 350 ml aromatisierter Gin werden mit 75 ml Läuterzucker und 75 ml Weinbrand aufgefüllt.

Ich habe fertig

Diese Ansätze stehen jetzt im dunklen Schrank und warten darauf verkostet zu werden. Auch hier präsentieren die von mir gefundenen Rezepte sehr unterschiedliche Vorschläge. Die einen raten zu sofortige Verschnabulieren, die anderen reden vom Herbst. Ich werde euch wissen lassen, wann mein Geduldsfaden gerissen ist und wie es geschmeckt hat.

 

Und so schmeckt’s

Das Warten hatte Mitte Juni ein Ende, ich musste einfach probiere. And here are the results pf the jury.

Alle vier Varianten duften fruchtig-frisch, sind mir aber deutlich zu süß. Und das schwächt die Birke im Ansatz. Gar nicht geht die Version mit dem Weinbrand. Nun bin ich eh kein Freund von Weinbrand, aber der schlägt alles tot. Brauche ich nicht und werde nächste Jahr an diesem »Gesöff« nicht weiter forschen.

Wodka mit Ahornsirup kommt mir weitaus weniger süß vor, schmeckt von allen Vieren am besten und es kommt auch ein wenig mehr Wald mit. Jetzt wird aber erstmal gelagert und dann wieder probiert. Und nächstes Jahr probiere ich es mit viel weniger Zucker erneut, nur den Weinbrand lasse ich weg. Stay tuned.

Fotos: Thomas Hobein

(Beim Ansetzen, Umschütten, Filtrieren u.a. gehört: »What A Difference A Day Makes« von Esther Phillips)

2 Kommentare zu “Likör aus Buchenlaub

  1. Menno machst du es spannend – ich hatte gehofft, du verrätst uns schon mal ein bisschen, wie es schmeckt. Vermutlich ist mein Geduldsfaden deutlich eher gerissen als deiner

    1. Thomas Hobein

      Na ja, meine Erfahrungen, die mit Walnusswein und -likör gemacht habe, zeigt, dass Geduld schmeckt. Deshalb übe ich mich in Zurückhaltung. Aber probiert habe ich schon winzige Schlückchen von der Wodka-Läuterzucker-Variante und von der Wodka-Ahornsirup-Variante. Wodka-Läuterzucker duftet fruchtig-frisch, ist mir aber zu süß. Und das schwächt die Birke. Wodka-Ahornsirup kommt mir weitaus weniger süß vorschmeckt besser und es kommt ein wenig Wald mit. Jetzt wird aber erstmal gelagert und dann wieder probiert.

      Gruß aus Darmstadt
      Thomas

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