Zwetschkenröster
In Österreich wird die Zwetschge mit k statt mit g geschrieben. Deshalb gibt es in der Alpenregion auch Zwetschkenröster und bei uns Zwetschgenkompott. Regional in Deutschland – je nachdem von wo man wech ist – spricht man auch von der Zwetsche oder auch der Quetsche. Ich habe mal flugs ein Kompott gemacht, es aber Röster genannt, weil es leckerer klingt.
Die Zwetschge ist eine Pflaume. So viel ist sicher. Und damit zählt sie zu den Rosengewächsen. Sie wird als Obstbaum nicht nur in Europa, sondern in vielen Teilen der Welt angebaut. Hier bei uns hat sie zwischen Juli und Oktober Saison. Und dann sollte man sie tunlichst oft essen. Als Kuchen, Eis, Kompott oder einfach so. Ich jedenfalls mag sie oft und in jeder Form – als Kuchen aber am liebsten mit Sahne.
Der frustrierende Prolog
„Mit Sahne?“, fragte Dirk Hoppmann mich, als ich ihm meinen Plan anvertraute, am Wochenende einen Zwetschgenkuchen zu backen. Wissend nickend und mit genießerisch geschlossen Augen antworte ich: „Klar und mit Streusel.“
Wusstet ihr übrigens, dass es nicht der Streusel heißt, sondern das? Und dass der Plural eines Streusels nicht Streuseln ist, denn das ist nur dem Dativ seine Mehrzahl. Nein? Egal. Ich wollte sowieso nicht über die Streusel sprechen, sondern über Sahne. Und zwar deshalb:
Am Sonntag nach dem Frühstück, das bei mir in der Regel nur aus schwarzem Kaffee besteht, hub ich an, einen Zwetschgenkuchen zu backen. Also bereitete ich Früchte, Teig und Streusel vor, expedierte alles in der richtigen Reihenfolge in eine gefettete Backform und buk das geschichtete Trio im Ofen.
Und während es so vor sich hin backte, erfüllte ein Duft so verheißungsvoll die Wohnung im Johannesviertel zu Darmstadt, dass mein Magen – durchaus auch als Triebtäter bekannt – seine Lust laut knurrend herausschrie und mir ein nagendes Hungergefühl vorgaukelte.
Nun, kaum fertig gegart wurde der abkühlende Kuchenfrischling Zeuge, wie ich Kaffee kochte und Sahne schlug oder … eher Klumpen schlagen wollte. Denn die Sahne war sauer. Nicht so wie ich infolgedessen, aber durchaus sauer genug. Entsprechend wurde der recht ordentlich gelungene Obstkuchen zu großen Teilen sahnelos und mit deutlich gedämpfter Lust verspachtelt.
Das Drama nimmt seinen Lauf
Montag. Ich erwerbe in einem nahegelegenen Supermarkt etwas Sahne, schlage sie auf und verleibe mir einiges des übrigen Zwetschgenkuchens damit ein. Ist besser. Aber ich bin immer noch immer sauer. Frische Sahne macht Kuchen von gestern auch nicht besser.
Außerdem habe ich noch ein gerüttelt Maß an Zwetschgen. Und die müssen verarbeitet werden. Also beschließe ich, es den restlichen Pflaumenabkömmlingen so richtig zu zeigen – ohne viel Zeit, ohne Teig und vor allem ohne Sahne. Erst fällt mir nix ein. Doch dann denke ich „Zwetschkenröster“. „Kompott“ denke ich übrigens nie. Das klingt selbst unausgesprochen nicht lecker, finde ich.
Ja, Zwetschkenröster mit Vanilleeis. Vanilleeis geht eigentlich schnell. Aber der Gefrierbehälter meiner Eismaschine müsste zuerst noch ins Eisfach – bis morgen. Also nochmal ab in den Supermarkt. Eis kaufen … und Walnüsse … und Minze für das Foto. Wieso Walnüsse? Tja, ich habe mal in Frankreich so eine Art Luxus-Latwerge gegessen – mit Walnüssen drin und mit Armagnac aromatisiert. War super. Ist aber verdammt lange her und leider habe ich dafür kein Rezept. Aber deshalb Walnüsse – und natürlich auch wegen der anderen Textur.
Happyend
Nach zehn Minuten stehe ich wieder in der Küche und bereite die Zwetschgen zu. Dann fotografiere ich, was ich da angerichtet habe und verleibe mir den Zwetschgenröster mit Vanilleeis und Walnusskernen ein. Geht doch.
Zutaten für 8 Dessert Portionen
- 600 g Zwetschgen
- 150 g Kristallzucker – variiert je nachdem wie sauer oder süß die Zwetschgen sind
- Saft einer halben Zitrone
- 1 Zimtstange
- 1 Nelke (?)
- 2 EL Zwetschgenbrand
- 8 Kugeln Vanilleeis
- einige Walnusskerne
- Minze zum Dekorieren
Einfacher geht’s nicht
Wascht die Zwetschgen gründlich ab, entkernt und halbiert oder viertel sie. Dann bringt ihr in einem Kochtopf etwa 100 ml Wasser mit dem Zucker, dem Zitronensaft und der Zimtstange zum Kochen. Ihr könnt auch noch eine Gewürznelke dazugeben (nach dem Kochen wieder rausfriemeln, damit niemand drauf beißt).
In den kochenden Sud gebt ihr die vorbereiteten Früchte und dünstet sie zugedeckt bei mittlerer Hitze weich. Dann fügt ihr den Brand dazu und lasst das Kompott auskühlen. Mit Eis und Walnusskernen anrichten.
Ich habe gelesen, so ein Zwetschkenröster soll auch ohne Alkohol schmecken. Da fehlt mir allerdings die Erfahrung und ich gestehe: Ich habe sogar etwas mehr Zwetschgenbrand im Röster verbastelt. Aber ein Mann muss nun mal tun, was ein Mann tun muss. Oder so.
Fotos: Thomas Hobein
(Beim Schreiben u.a. gehört: „September Morning“ von Neil Diamond)