Jetzt ohne Rhabarberkuchen und Bienenstich
Während wir uns noch abmühten Text und Bilder vom ersten Besuch in Form zu bringen hat Jochen längst neue Bienenvölker in einigen der alten Körbe aus der Lüneburger Heide angesiedelt. Andere sind in Vorbereitung, werden sozusagen bezugsfertig gemacht. Da stellt sich die Frage, wer ist fleißiger, die Bienen oder der Imker.
Hinter mir liegt ein total bescheuerter Arbeitstag, als wir nach Nauheim fahren. Ich bin stocksauer und würde eigentlich lieber auf dem Sofa ein Beruhigungs-Pils trinken. Oder zwei. Aber was muss das muss. Und es sollte sich auch als die richtige Entscheidung herausstellen, an diesem Abend doch noch in die Welt des endlich Guten zu wechseln.
Es ist mäßig warm an diesem Mai-Abend, als Jochen Riedl die Tür für uns öffnet. Es geht gleich zu den Bienen. Wir sind hier, um einen von Jochen eingefangenen Bienenschwarm für Michael Frank, den Hobby-Imker in unserem Team abzuholen. Der imkert in seinem Schrebergarten in Arheilgen bereits seit einiger Zeit – allerdings in eher übersichtlichem Umfang. Es ist ja auch, wie gesagt, nur ein Hobby. Jedenfalls bis jetzt.
Jochen Riedl empfängt uns barfuß und erzählt auf dem Weg zu den Bienen, dass es schon viel zu kalt sei, die Bienen jetzt noch umzusiedeln und dass er deshalb schon alles vorbereitet hätte. Also erwartet uns eine abholfertige Magazin-Beute, ein betriebsfähig abgepacktes Bienenvolk sozusagen.
Das gibt uns Zeit, die fünf bereits restaurierten und bewohnten Körbe in Ruhe zu begutachten. Und Ruhe ist dabei wörtlich zu nehmen. Die Bienen haben sich bereits in die Beuten zurückgezogen (Beute ist ein altes Wort für Behausung und steht im Imkerfachjargon für alle Formen der Domizile von Honig-Bienen). Tatsächlich ist es wohl schon zu kalt. Nur vereinzelt sondieren Bienen noch die Umgebung. Aber auch die machen sich langsam auf ihren Heimweg.
In der Scheune stehen einige weitere Bienenkörbe, die Jochen in Arbeit hat. Er zeigt uns zwei ovale Kunststoff-Eimer – wie wir sie alle aus dem Hornbach kennen – die neben den Körben stehen. Nur ist darin keine Farbe, sondern frische Bio-Kuh-Kacke, mit der die Bienenkörbe überzogen werden, um sie zu abzudichten, zu isolieren und feuerfest zu machen.
So, und wer sich jetzt fragt wo die alte Katze steckt, von der letzte Mal die Rede war. Die liegt neben mir auf der Bank und sagt kein Wort. Entweder ist sie sauer wegen meines letzten Artikels oder weil sie mal wieder nichts abbekommt – von dem Abendbrot mit Hausmacherwurst, sauren Gurken und Bier aus der Darmstädter Brauerei Grohe.
Und so nimmt ein für den Werbetexter Hobein total beknackter Tag ein mehr als versöhnliches Ende für den Redakteur Thomas von Endlich! Gutes.
(beim Schreiben gehört: River of Souls von Dan Fogelberg)