Kulinarische Abenteuer im Odenwald und an der Bergstraße

Drei Stullen meiner Kindheit

Von den jugendlichen Torheiten eines kulinarischen Abenteurers

Begleitet mich auf einer Zeitreise in die 60er zu den Stullen meiner Kindheit. Als sich die Menschen noch gehörig anders ernährten als heute. Als noch niemand auf die Idee kam, zwischen Brot und Wurst ein Sa Salatblatt zu flanschen. Als die Bolognese noch Haschee hieß  (bei uns Moppelkotze genannt) und völlig tomatenfrei war.  Und Tomaten in den Salat gehörten oder aufs Brot.

 

 

Das Tomatenbrot

So ein ordentliches Tomatenbrot besteht aus einem herzhaften Graubrot, Butter, Tomaten, Zwiebelringen sowie Salz und Pfeffer. Das war damals so und wird morgen noch so sein. Müssen natürlich alles gute Zutaten sein. Aber wenn es dann passt, ja dann gibt‘s nix Besseres. Doch selbst, wenn die Tomaten nur so mittel sind – eine Berieselung mit Fondor, diesem krass Glutamat haltigen Pulver der Marke M aus dem Haus N in der Schweiz, sollte man den Tomaten ersparen. Und sich selbst. Es sei denn, man will mal so richtig in den einst so beliebten Kosmos Chemiebaukasten beißen.

Das Brot mit Tomatenmark

Tomatenmark-Brot – das klingt heute wie eine Erinnerung aus der Tube. Aber das war Astronautennahrung. Und Astronautennahrung aus der Tube schmeckte nach Apollo und Raumschiff Orion, war also voll groovy – so wie Anfang der Siebziger der Schokoriegel Topset. Davon abgesehen war so ein Butterbrot mit Tomatenkonzentrat – verfeinert mit Salz, Pfeffer und rohen Zwiebeln – eine ausnehmend würzige Angelegenheit. Aus heutiger Sicht vielleicht sogar zu würzig. Das alles mag heute für Jüngere skurril klingen. So wie für mich in den Neunzigern kalte Ravioli direkt aus der Dose. Dafür konnte ich mich nie erwärmen.

 

Die Hering-in-Tomatensauce-Stulle

Ein Butterbrot mit Hering in Tomatensauce von Havesta – diesen Abendbrot-Star jedes Kindergeburtstags gab es wahrlich nicht jeden Tag. War immer so schnell weg, wie vorher die Erdbeer-Geburtstags-Torten am Nachmittag, die mir als Maigeborenem vergönnt waren. Doch die Heringsstullen waren sogar noch heißer umkämpft. Also wörtlich. Denn an einem dieser Geburtstagsabende haben wir uns um das letzte Exemplar sogar gekloppt. Bis meine Mutter noch eine dieser Stullen auf den Tisch brachte, um den Streit zu schlichten. Aber da wollte ich nicht mehr. Und so ist es bis heute geblieben. Ein Mann, ein Wort. Auch, wenn es mal nicht um die Wurst geht.

Das war die erste Zeitreise in die 60er zu den Stullen meiner Kindheit. Weitere werden folgen. Hier im Blog. Aus Südhessen. Bleibt also gefälligst dran.

Fotos: Thomas Hobein

(Beim Erinnern u.a. gehört:  »Here Comes The Sun« by The Beatles)

 

 

 

1 Kommentar zu “Drei Stullen meiner Kindheit

  1. PICMAR

    Ach wie schön sich so in Erinnerungen zu suhlen. Danke Thomas

    Ich hab gleich man ne Dose Hawesta Tomatenfisch gekauft.

    ✌️

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