Kulinarische Abenteuer im Odenwald und an der Bergstraße

Frohe Weihnachten?

Jetzt erst recht, sage ich. Jetzt erst recht.
Kartoffeldruck

Liebe Freunde, liebe Partner, liebe Kunden, liebe alle,

ich konnte es einfach nicht lassen und habe mal einige Gedanken zum Jahresende aufgeschrieben. Here we go:

Der erste Schnee

Es ist die Nacht vom dreißigsten November auf den ersten Dezember. Irgendwann zwischen vier und fünf. Ich stehe am Fenster und sehe auf die Straße runter. Es schneit. Ich bin davon aufgewacht. Wie Chingachgook in Coopers Lederstrumpf habe ich die Stille gehört. Denn der Schnee legt sich wie eine Schall schluckende Glocke über die Stadt – ein wenig fremd aber absolut friedlich.

Ich sehe mich einige Minuten satt an diesem inzwischen seltenen Naturschauspiel und will dann wieder ins Bett. Aber genau in diesem Moment stürzen sich aus allen Richtungen mit dem lauten Gebrüll ihrer Motoren stählerne Monster auf den Schnee, fegen oder schieben ihn beiseite, verwandeln das reine Weiß in braunen Schlamm. Welch passendes Bild für 2020.

 

Hinter uns liegt ein Jahr, in dem sich viele Menschen Masken aufsetzten, während andere sie endgültig fallen ließen.

Vor einigen Tagen habe ich einige meiner Social Media Profile geändert. Da hatte ich mich nämlich unter anderem als Querdenker positioniert. Für mich eigentlich eine ganz prima Voraussetzung, um kreativ zu arbeiten. Eigentlich. Doch seit diesem Jahr firmiert eine recht große Bande von Debil-Fundamentalisten unter diesem Label. Das sind aber keine Querdenker, sondern Querköppe – ein erheblicher Unterschied, wie ich meine.

Hilft mir zwar nix, aber so ganz entre nous: Ich bleibe ein echter Querdenker, erkennbar an der Maske.Und das, Freunde der Nacht, ist für einen Angehörigen der Generation, die gefühlt ihr gesamtes Leben von der Diskussion um das Vermummungsverbot begleitet wurde, schon wahrlich quer genug. D’accord?

Weltweit haben sich Typen erfolgreich politisch in Szene gesetzt, die mit großem Eifer ihre Empathielosigkeit beklatschen lassen, anders Denkende schamlos diffamieren und dabei ihre Nationen ins Abseits führen. Nehmen wir nur mal diesen zottligen Teletubby-Ersatz aus der Downing Street oder sein Vorbild „Mr. Mützchen von Amerika“. Der agiert wie einst Kaiser Nero in Rom und twittert ständig dieselbe Leier. Ich hoffe sehr, der Secret Service hat ihm in Washington inzwischen das Feuerzeug abgenommen. Aber ist jemandem die Ähnlichkeit von Leier und Liar aufgefallen?

 

Lockdown – Bock down?

So ein Virus ist wahrlich gefährlich und bedroht heimtückisch unsere Gesundheit. Was Corona aber nicht schafft, ist mir den lustvollen Zugang zum Leben zu nehmen und zu dem, an dem ich täglich arbeite. Da wird nach wie vor konzipiert, getextet und fotografiert was das Zeug hält. Und in der Mittagspause oder ganz früh morgens gebe ich meinem Bewegungsdrang nach. Dann flaniere ich durch Darmstadt, sehe ständig Neues in der Stadt, in der ich seit 1985 lebe und entdecke mir unbekannte Phänomene, wie die telefonierende Hundebesitzerin. Tatsächlich  kann man fast keine Grünanlage betreten, ohne Zeuge quasselnder Frauchen zu werden, deren Hundchen gerade im Gebüsch hocken. Aber vielleicht ist ja sogar beides geschäftlich.

Und vielleicht ist vegane Ernährung doch gar nicht so gesund, wie das Verhalten ihres berühmten Vorbeters vermuten lässt, denke ich im Supermarkt. Und wenn ich an der Kasse entdecke, dass mein Vordermann gerade einige Stapel Toilettenpapier auf das Laufband legt, frage ich mich noch immer, ob der zeitweise unbeschränkte Zugang zum Angebot eines amerikanischen Internet-Porno-Anbieters und das Hamstern von papiernen Haushaltswaren in direktem Zusammenhang gestanden haben.

Aber auch draußen vor dem REWE in meiner Nachbarschaft tut sich was. Da tagen, ungeachtet jeglicher Kontaktbeschränkungen, die Dosenbierfreunde Pallaswiesenstraße auf dem Parkplatz. Täglich zwischen 9:00 und 20:00 Uhr wird dort in Gruppen ab fünf Dumpfbacken aufwärts angeregt und lautstark debattiert. Maskenfrei versteht sich – schon wegen der feuchten Aussprache; schließlich ist das doch ein Miteinander. Da bleibe ich doch lieber zuhause und mache Kartoffeldruck.

 

Abschließend Zum Titelbild

Kartoffeldruck MaterialienDie Kunst des Kartoffeldrucks wird ja landläufig gern belächelt. Ich aber dilettiere in dieser Technik von Zeit zu Zeit recht gern vor mich hin. Denn dabei geht es um das Wesentliche – ohne wenn und aber. Das ist wie Urlaub für den Kopf und das erfreut das Herz. Und Herz ist das, was wir in dieser Zeit sicherlich am meisten brauchen.

Jetzt aber frohe Weihnachten und guten Rutsch. Und ich hoffe nicht, im neuen Jahr wird alles wieder wie vor Corona. Ich hoffe alles wird viel, viel besser.

Und all das wünsche ich euch. Und ihnen. Und ganz besonders dir.

Thomas (Hobein)

(Beim Schreiben u.a. gehört: „Keep The Car Running“ von Arcade Fire)

2 Kommentare 21. Dezember 2020

2 Kommentare zu “Frohe Weihnachten?

  1. Claudia

    Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch. Und Gruß an die alte Heimat. Mach weiter so!

  2. Marion

    Durch Zufall hier gelandet. Sehr schöner Text

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