In Patri’s Lädchen
Das Lädchen in Güttersbach ist kein Hofladen im eigentlichen Sinne. Es erinnert mich eher an die Spätis in Berlin – wo ich noch bekomme, was ich vergessen habe zu kaufen oder just zu unmöglichen Zeiten glaube zu brauchen. Jim Beam zum Beispiel.
Natürlich führt Patricia in ihrem Sortiment auch Hofladentypisches, wie Nudeln, Wein, Dosenwurst oder Konfitüre aus der Region, aber eben auch Spüli und Dosensuppe. Sie hat sich darauf eingestellt, was ihre Kundschaft fordert – ein durchaus korrekter unternehmerischer Ansatz, aber auch ein wichtiger für die Gemeinschaft. Denn Essen und Trinken hat nicht nur mit Genuss zu tun, sondern auch mit Grundversorgung – darum spricht man auch von Lebensmitteln. Und die zu ergattern bedeutet außerhalb von Städten Aufwand, insbesondere für ältere Leute, die weniger mobil sind. Das verschweigen Magazine, die Lust am Leben auf dem Lande propagieren. Wir dagegen hören das hier nicht zum ersten Mal und erinnern uns an einen Besuch in Hartmanns Hofladen in Brandau.
So ein Lädchen ist natürlich auch ein prima Platz zum Babbeln; das gehört ja schließlich genau so zum Leben wie ein ordentliches Wurstbrot (Vegetarier können ja beim Lesen einfach die Wurst weglassen). Und während wir bei unserem Besuch im Lädchen so babbeln, kommt einer rein und sacht: „Guuhn Tach.“ Is’ sicher nich’ von hier, tu ich denken. Aber damit ist er einer der typischen Kunden von Patri, der auf der Durchfahrt noch was braucht. Und für den kleinen Hunger zwischendurch gibt es hier allemal etwas. Der Bildungshunger der nächsten Kundin dagegen kann nicht gestillt werden. Eine FAZ? Die hat’s hier nicht.
Es menschelt volles Programm
Nicht nur die Waren, sondern auch die Kundschaft ist gemischt. Das sind immer wieder – wie gesagt –Durchreisende oder Feriengäste und natürlich Leute von hier, vorzugsweise aus dem Neubaugebiet.
Sieht man von den Zufallskunden (Guuhn Tach) mal ab, sind sie mehrheitlich Stammkunden – selbst die Feriengäste. Die rufen oft auch einfach mal an, weil sie wissen wollen, wie es Patrica und dem Laden geht. Einige bestellen auch Lebensmittel bei ihr, die sie dann gerne auf ihrer Tour mitnehmen.
Oder sie kommen mal auf einen Kaffee vorbei, um zu babbeln, tratschen oder schnacken. Je nachdem, von wo sie wech sind.
Dass die Kunden alle einen so persönlichen Bezug zum Lädchen entwickeln und so gerne wieder kommen – das ist wohl ganz allein die Schuld der Betreiberin. Der ist nämlich Geselligkeit und ein offenes, freundschaftliches Verhältnis zur Kundschaft wichtiger als ’ne verkaufte Wurst.
Und damit ist es wohl Zeit, uns der Dame, die das alles macht, zu widmen. Sie spricht, als wäre sie von hier, weil sie von hier ist – geboren in Erbach und seit 2002 Güttersbächerin (wie auch immer ihr das in Mossautal aussprecht). Ihre Eltern sind Spanier und sie heißt Patricia Aceituno (Aceituna ist spanisch und bedeutet Olive). Als sie das Lädchen übernahm – das gab es schon immer, wie sie sagt –, war ihr alles zu dunkel und zugestellt. Deshalb hat sie für hellere Farben und mehr Platz gesorgt und für ein kleines sonniges Plätzchen auf der gegenüberliegenden Straßenseite zum Kaffeetrinken.
Witziges Detail am Rande: Viele Leute halten das Lädchen auf den ersten Blick für einen Blumenladen, was durchaus mit Patris gelerntem Beruf zu tun haben könnte. Sie ist nämlich Floristin.
Die regionalen Produkte
Wir wären nicht wir, würden wir uns die regionalen Angebote nicht doch genauer ansehen. Interessant für uns ist die Information, dass die Güttersbacher Homies, die Produkte von regionalen Herstellern vorzugsweise kaufen, um sie zu verschenken und nicht etwa, um sie selbst zu verspachteln. Sieh an.
Im Regal finden sich alte Bekannte neueren Herstellungsdatums. Weine von Vinum Autmundis in großer Vielfalt, vieles aus Olfen mit einem Etikett von Öhlenschläger, Schokolade von Eberhardt aus Reichelsheim, Nudeln aus Walldürn, Eis vom Hardthof. Und die Produkte aus der Schmelz haben sogar ein eigenes Regal.
Mit dieser Aufzählung endet unser kurzer Besuch in Patri’s Lädchen in Mossautal-Güttersbach. Und solltet ihr noch leckere regionale Dosenwurst oder einen Jim Beam brauchen, wenn ihr im Odenwald unterwegs sein – hier die Öffnungszeiten von Patri’s Lädchen an der Durchgangsstraße gleich hinter dem Schwimmbad oder gleich davor, je nachdem von wo ihr kommt.
Mo–Fr 6:30–12:30 und 15:00–18:00 Uhr, Sa 6:30–13:00 Uhr
Fotos: Thomas Hobein
(Beim Schreiben u.a. gehört: Das Album „Love Streams“ von März und dabei immer wieder „Everybody Had A Hard Year“)