Kulinarische Abenteuer im Odenwald und an der Bergstraße

Ja, wie geil ist das denn?

100 Abenteuer in zwei Jahren
Michael Frank; Christopher Keylock; Thomas Hobein

Freunde, wir werden Hundert. Das hier ist unser einhundertstes kulinarisches Abenteuer – erlebt im Odenwald und an der Bergstraße. Wer hätte das gedacht, als wir im Mai vor zwei Jahren unsere Website online geschaltet haben. Als noch im Café Rodenstein einige Zeitgenossen meinten, uns unser Konzept erklären zu müssen. War ja gut gemeint. Schließlich sollten wir ja verstehen, was wir uns da so ausgedacht hatten.

 

Jetzt, zwei Jahre später, hat sich einiges geändert. Zum Beispiel heißt der Wolfgang inzwischen Chris, wohnt nicht mehr in Eberstadt, sondern in Güttersbach und hat deutlich mehr Haare. Aber sonst machen wir immer noch, was wir wollen. Zur Feier des Tages sind das Lieblingsgerichte. Die sind nicht immer von hier. Aber wir. Inzwischen.

So. Und jetzt wird gekocht. Haltet euch an die Mengenangaben und vier tapfere Esser werden nach einem Verdauungsschnäpschen verlangen – Verzeihung – nach einem Edelbrand. Außerdem sei es allen Kochenden ausdrücklich gestattet, beim Schnippeln, Rühren, Garen und Auftischen dieser drei Lieblingsgerichte „Happy Birthday“ von Steve Wonder zu hören, uns zu Ehren sozusagen. Und auf weitere Edelbrände dabei – so raten wir – sei auch förderhin nicht zu verzichten.

 

 

Vom Odenwald ans Wattenmeer

Eine Vorspeise vom Thomas

Das ist eine Vorspeise, die Frauen betört. Falls du aber, wie ich, fast nur Frauen kennst, die keine Krabben mögen, musst du dich entscheiden … schwierig, verdammt schwierig.

Für den Krabben-Frischkäse auf Bratkartoffeln braucht ihr:

  • 1 unbehandelte Limette
  • 200 g Doppelrahmfrischkäse
  • Salz und Pfeffer
  • 1 TL Currypulver
  • Etwas braunen Zucker
  • 1 Bund Dill
  • 150 g Nordseekrabben
  • 2 große festkochende Kartoffeln
  • 200 ml neutrales Öl (kein Olivenöl)

Und so geht es: Verpasst der Limette eine Abreibung und presst sie dann aus. Sie hat es verdient. Verrührt Abrieb und Saft mit dem Frischkäse und würzt alles mit Salz, Pfeffer, Curry und Zucker.

Zupft den Dill und hackt ihn grob. Hebt zwei Drittel davon und auch zwei Drittel der Krabben unter den Frischkäse. Dann probiert ihr das ganze und würzt es bei Bedarf nach. Trifft die Mischung euren Geschmack, stecht ihr Nocken aus und stellt sie kühl.

Wascht die Kartoffeln gründlich ab, schneidet sie in jeweils sechs Scheiben und tupft sie mit Küchenkrepp trocken.

Erhitzt das Öl in der Pfanne und bratet die Kartoffelscheiben darin bei mittlerer Hitze goldbraun. Das dauert so acht bis zehn Minuten. Entfettet dann die Scheiben auf Küchenpapier und würzt sie mit Salz und Pfeffer.

Richtet dann sofort je drei Kartoffelscheiben auf einem Teller an, setzt eine Frischkäsenocke oben drauf und streut die Reste vom Dill und von den Krabben darüber. Raus damit.

 

Kommt ein Wiener nach Güttersbach …

Der Hauptgang vom Chris

In Güttersbach weiß es bestimmt schon jedes Kind, dem Rest der Welt sei es erklärt: Das Wiener Schnitzel, die Lieblingsspeise aller Deutschen, kommt aus Mailand – es ist panierte Globalisierung sozusagen. Aber das will ja keiner wissen. Essen, dagegen, wollen es alle. Und wir erst … wenn die Zutaten … ihr wisst schon.

Für ein „Original Wiener Schnitzel“ mit Kartoffel-Gurken Salat braucht ihr

  • 4 Kalbsschnitzel à ca. 120 g aus der Oberschale oder dem Rücken
    (oder 8 kleine)
  • Salz, Pfeffer, Zitronensaft
  • 250 g Mehl
  • 2 Eier
  • 500 g Semmelbrösel
  • Butterschmalz oder Pflanzenöl

 

  • 450 g festkochende Kartoffeln
  • 2 kleine Gemüsezwiebeln, in feine Würfel geschnitten
  • 1 Salatgurke
  • Salz, Pfeffer, Muskatnuss
  • 1 TL Senf
  • Etwas Dill
  • 150 ml Rinderbrühe
  • Balsamico-Essig (weiß)
  • 1 EL hochwertiges Raps- oder Sonnenblumenöl

 

  • Blattpetersilie
  • 1 Zitrone
  • Einige Kapern
  • 4 Sardellenfilets
  • Preiselbeeren (müssen aber nicht sein)

Und so geht es: Zuerst der Salat. Denn der muss ziehen. Schält die Gurke, halbiert sie längst und kratzt mit einem Löffel das Kerngehäuse heraus. Dann schneidet ihr die Hälften in Scheiben, die etwa einen halben Zentimeter dick sind. Diese Halbmonde salzt ihr und lasst sie auf einem Sieb abtropfen. Das Salz entzieht der Gurke das Wasser und sie bleibt später im Salat schön knackig.

Wascht die Kartoffeln und kocht sie ungeschält in stark gesalzenem Wasser. Sie sind gar, wenn sie vom Kneipchen (Schälmesser) rutschen, das ihr hineinstecht. Heiß müsst ihr die Kartoffeln schälen, in Scheiben schneiden und in eine ausreichend große Schüssel geben.

Die Zwiebelwürfel schwitzt ihr in etwas Öl glasig an und löscht sie mit der Rinderbrühe ab. Würzt den Sud mit Salz, Pfeffer, Senf und Muskatnuss und übergießt damit die Kartoffeln.

Gebt einen ordentlichen Schuss vom Balsamico-Essig dazu und vermengt alles vorsichtig. Schmeckt die abgetropften Gurkenscheiben mit etwas Pfeffer, geschnittenem Dill und Balsamico-Essig ab und hebt sie unter die Kartoffeln. Wenn nötig würzt ihr alles noch einmal nach und rundet zuletzt den Salt mit einem Esslöffel Öl ab.

Den Salat du hast, würde Meister Yoda sagen. Und: Für das Schnitzel, Zeit es ist, kleiner Padawan. Doch zurück, von wo auch immer, in eure Küche. Plattiert vorsichtig die Schnitzel, würzt sie mit Salz sowie Pfeffer und beträufelt sie mit ein wenig Zitronensaft. Der Saft bewirkt – genau wie die richtige Technik bei der Panierung – dass die Schnitzel später beim Ausbacken schön „soufflieren“, also aufgehen. Doch ein Schritt nach dem anderen.

Schnitzel der Meisterklasse gehen so: Die plattierten und gewürzten Schnitzel wendet ihr in Mehl, das ihr fest andrückt. Überschüssiges Mehl klopft ihr aber wieder ab, bevor ihr die mehlierten Kalbfleischscheiben in die stark verquirlten Eier taucht. Das Ei lasst ihr dann etwas abtropfen, bevor ihr die Schnitzel mit Semmelbröseln umgebt. Dazu wälzt ihr das Fleisch in den Bröseln – ohne Druck – bis die Schnitzel vollständig vom Paniermehl bedeckt sind.

Jetzt müsst ihr die Schnitzel nur noch in einer Pfanne ausbacken, die fingertief mit Butterschmalz oder Pflanzenöl gefüllt ist. Die richtige Start-Temperatur dazu hat das Fett, wenn einige Probebrösel sofort an der Oberfläche brutzeln. Hinein, um mal Vincent Klink zu zitieren. Eure Schnitzel sind perfekt, wenn sie sich von beiden Seiten lecker, goldbraun und souffliert präsentieren.

Und dann wie immer: Anrichten, was ihr angerichtet habt. Die Garnitur bastelt ihr aus Zitrone, Kapern, Sardellenfilets und Preiselbeeren (die müssen aber nicht sein).

 

„De Budding uffm Deller uff de Disch“

DER Nachtisch vom Smurf

Achtung: Dieser Pudding ist ein Nachtisch und kein Dessert. Das ist ein gehaltvoller Klassiker direkt aus dem Hausmannskost-Repertoire von Smurfs Omas. Und er kommt am besten an, wenn ihr ihn pur serviert – ohne Firlefanz wie Ornamente aus Balsamicoreduktion oder ähnlichem Gedöns. Na ja, vielleicht einige Erdbeeren …

Für den Schoko-Grießpudding mit Vanillesauce braucht ihr:

  • 6 Eier
  • 1 Vanilleschote
  • 1 l Milch
  • 200 g Zucker

 

  • 125 g Hartweizengrieß
  • 6 EL Kakao
  • 8 EL Zucker
  • 1 l Milch

Und so geht es: Beginnt beim Kochen mit der Vanillesauce, denn die solltet ihr eiskalt zum Pudding servieren. Trennt dazu zuerst die Eier und verrührt die Eigelbe mit einigen Löffeln kalter Milch. Schabt die Vanilleschote aus und gebt das Mark zu dem Eigelben. Jetzt noch den Zucker und die restliche Milch dazu und aufkochen. Inzwischen schlagt ihr das Eiweiß steif und hebt es dann unter die Vanillemilch. Lasst die Sauce auf Zimmertemperatur abkühlen und stellt sie dann in den Kühlschrank.

Danach macht ihr euch an den Schoko-Grießpudding. Vermischt zuerst den Grieß mit dem Kakao und dem Zucker. Jetzt gebt ihr unter ständigem Rühren mit dem Schneebesen die Milch dazu. Rührt so lange, bis eine homogene Masse entsteht. Anschließend kocht ihr das Ganze kurz auf. Zum Schluss füllt ihr den Pudding in eine Form, die ihr vorher mit sehr kaltem Wasser ausgespült habt. Der Pudding muss jetzt nur noch auf Zimmertemperatur abkühlen.

Zum Servieren stürzt ihr den Pudding auf einen großen Teller und reicht die Vanillesauce eiskalt dazu.

Gekocht, gefuttert und angestoßen haben Thomas, Chris und Michael; die Bilder sind vom Thomas.

(Bei der Zubereitung gehört: so einiges von The National, aber am liebsten „Bloodbuzz Ohio“ und „Sorrow“ – durfte ich mir aussuchen, weil sich an diesem Tag auch mein erster Geburtstag zum x-ten Mal wiederholte. Und ich muss sagen „Schmucker Meisterpils“ und  „The National“ – das geht gut zusammen. Also echt ziemlich gut.)

 

4 Kommentare zu “Ja, wie geil ist das denn?

    1. Thomas Hobein

      Wir wollen ja auch deinen Appetit anregen. Und zwar immer und überall – aber nur auf das was von hier wech ist.

  1. Eric

    Ihr seid schuld. Jetzt war ich ein ganzes langes Wochenende in Güttersbach. Tolles Ferienhaus, tolles Wetter, tolle Feste, tolles Essen, tolles Bier. Tausend Dank, dass Ihr den Ort überhaupt in meine Wahrnehmung gebracht habt…
    Und tausend Dank Euch für die letzten 100 Einträge. Und voller Freude auf die nächsten hundert…

    1. Thomas Hobein

      Hey Eric,

      das freut uns sehr – also das alles. Bleib uns treu, denn wer weiß welchen geheimnisvollen Ort wir demnächst ans Licht der Öffentlichkeit bringen.

Kommentar hinzufügen

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wo wir weitere kulinarische Abenteuer erleben