Der Beckenrand Hotdog
Wenn euch der kleine Hunger überfällt, müsst ihr nicht gleich vermilchreisen. Es reicht, wenn ihr nach Güttersbach ins Freibad fahrt. Denn dort serviert Christopher Keylock nicht nur einige Schnell-Imbisse, die gewissermaßen als lecker zu bezeichnen sind. Nein, er präsentiert manchmal, also eher schon ziemlich manchmal, zu ganz speziellen Anlässen auch etwas ganz Spezielles (und nur dann) – wie diesen Beckenrand Hotdog aus Bratwurst, Kochkäse, Birnen-Mayonnaise und einigen Toppings. Den gibt es nämlich exklusiv nur während eines Turniers, in dem Europäer ihre fußballerischen Kräfte messen. Aber ihr könnt ihn ja auch selbst machen.
Bevor der ein oder andere Kulinarik-Traditionalist jetzt die Nase über „diesen Ami-Krempel“ rümpft: In gewisser Weise ist so ein Hotdog eine sehr regionale Sache. In der heutigen Form – also die Brühwurst im Brötchen – hat ihn zwar ein Hannoveraner namens Charles Feltman 1867 in New York präsentiert, aber die Stadt Frankfurt am Main erhebt Anspruch auf die Kreation der recht nahrhaften Speise. Der Metzger Johann Georg Hehner soll ihn dort 1847 erfunden haben. Also ist der Hotdog ein wahrhafter Hesse. Fast-Food is coming home, kann man in Abwandlung der Lyrics des bekannten Fußball-Liedes „Three Lions“ durchaus singen.
Ein echter „Local Hero“
Die Zutaten dieses wahrlich bunten Hundes vom Keylockschen Kreativ-Grill sind bis auf die Gewürze selbstverständlich alle echte Locals. Das Besondere aber ist ihre Kombination. Pochierte Bratwürste treffen Birnen-Mayonnaise und Kochkäse. Slow Food trifft Fast-Food. Und alles passt wie die Faust aufs Auge. Doch genug geplaudert: Die vom Duden empfohlene Schreibweise ist Hotdog, die von Chris Keylock empfohlene Zubereitung folgt hier.
Ihr braucht für vier Hotdogs
- 4 längliche Hefebrötchen (auch Einback oder Milchbrötchen genannt)
- 4 frische, grobe Bratwürste
- 200 g Kochkäse, selbstgemacht oder aus der Odenwälder Kochkäserei
zum Marinieren und Pochieren der Würste
- einen Schuss Apfel-Essig
- 1 Lorbeerblatt
- etwas Kümmel
- 2 Wachholder-Beeren
- 2 Knoblauchzehen, geschält und halbiert
- 4 kleine rote Zwiebeln, in Ringe geschnitten
- einen Schuss Weißwein
- eine Prise braunen Zucker
- Gemüsebrühe
für die Birnen-Mayonnaise
- hochwertige Mayonnaise
- eine kleine, feste – nicht zu süße – Birne
- Meersalz, Pfeffer aus der Mühle
- 1 TL braunen Zucker
- groben, körnigen Senf (aber keinen süßen Senf)
- Chiliflocken
für die Röstzwiebeln
- 1 Zwiebel, in Ringe geschnitten
- Mehl
- Öl
- Meersalz und Paprikapulver
und außerdem
- 2 Essiggürkchen, in dünne Scheiben geschnitten
- einen Spritzer Olivenöl
- ½ Bund Schnittlauch, in Röllchen geschnitten
Und so gehen die Vorbereitungen:
Wenn ihr alles habt, kann es mit den Vorbereitungen für euren Beckenrand Hotdog ja losgehen – und zwar einen Tag bevor die Gäste kommen.
Beginnt mit dem Kochkäse – entweder ihr bereitet ihn nach dem Rezept von Chris selbst zu oder ihr kauft den aus der Odenwälder Kochkäserei. Wie ihr euch auch entscheidet – ab damit in den Kühlschrank.
Jetzt macht ihr euch an die Röstzwiebeln. Wälzt die Ringe in einer Mischung aus Mehl, einer Prise Meersalz und etwas Paprikapulver. Klopft das überschüssige Mehl ab und backt die mehlierten Ringe in dem etwa 140 Grad heißen Öl knusprig aus. Lasst die gebackenen Zwiebelringe auf Küchenkrepp abtropfen und abkühlen. Dann lagert ihr sie luftdicht verpackt bis zu ihrem Einsatz.
Kommen wir zur Marinade für die Bratwürste. Lasst zuerst den Knoblauch und die Ringe der roten Zwiebeln in Zucker karamellisieren bis sei eine helle Farbe annehmen. Dann gebt ihr die restlichen Zutaten bis auf die Gemüsebrühe dazu und löscht alles mit einem kräftigen Schuss Weißwein ab.
Bringt dann die Gemüsebrühe zum Kochen – die Menge der Brühe und die Größe des Topfes sollten ausreichend Platz für die Würste und die Marinade bieten. Gebt die Würste und die Marinade in die leicht kochende Brühe und pochiert die Würste in leicht simmerndem Wasser bis sie gar sind. Anschließend lasst ihr die Würste in der Marinade im Kühlschrank übernachten.
Alternativ könnt ihr die Würste mit der Marinade auch vakuumieren und in einem Sous Vide Gerät bei zweiundsiebzig Grad für fünfundzwanzig bis dreißig Minuten garen. In diesem Fall benötigt ihr keine Gemüsebrühe.
So, das war es für heute. Zeit für ein kühles Helles. Morgen geht es weiter.
Die letzten Handgriffe
Nachher kommen die Gäste und ihr könnt schon mal die Getränke kalt stellen und den Grill anheizen. Während der dann langsam auf Temperatur kommt, habt ihr Zeit für eine sehr frische Angelegenheit – die Birnen-Mayonnaise.
Dazu vermischt ihr die Mayonnaise mit dem groben Senf, einigen Chili-Flocken, etwas Meersalz, Pfeffer und einer Prise Zucker – so wie es euch gefällt. Zum Schluss schält ihr die Birne, entfernt das Kerngehäuse, schneidet sie in sehr kleine Würfel und hebt sie unter die Mayonnaise.
Die Würste nehmt ihr aus der Marinade und lasst sie abtropfen. Den Sud stellt ihr beiseite – ihr braucht gleich noch die Zwiebelringe daraus. Zeit, dass die Gäste kommen.
Die Bau-Anleitung
Grillt die pochierten Bratwürste und bräunt auf dem Grill die längs aufgeschnittenen Milchbrötchen bis sie leicht knusprig sind. Und dann baut ihr endlich die Hotdogs.
In die Innenseiten der Brötchen streicht ihr dick die Birnen-Mayo, darauf legt ihr jeweils eine Wurst. Auf der Wurst verteilt ihr einige der roten Zwiebelringe aus der Marinade.
Es folgt ein ordentlicher Schlag Kochkäse und die Toppings. Toppings sind das, was noch druff kummt. Das können die Gäste aber auch selbst erledigen. Und ganz nach Lust und Laune so viel Essiggurke, Schnittlauch und Röstzwiebeln auf ihrem Beckenrand Hotdog verteilen, wie es ihnen gefällt.
Zur Abrundung empfiehlt Küchenmeister Keylock noch einen Spritzer besten Olivenöls.
Und jetzt haut rein. Eine Wein-Empfehlung würde uns interessieren, auf Lager haben wir aber keine. Ein frischer Äppler, ein kühles Bier oder eine Apfel-Schorle passen ganz prima.
Noch ein letzter Hinweis: Vor dem Servieren entfernt ihr das Tischtuch und legt jede Menge Servietten oder gleich eine Küchenrolle bereit, denn alles quillt überall heraus und macht sich zwischen den Fingern bequem und matscht auf den Teller und … eben so, wie es sich gehört.
Gekocht hat Chris Keylock im Beckenrand Kiosk, fotografiert hat Thomas Hobein, die Bilder bearbeitet haben Michael Frank und Thomas Hobein, die Kamera war eine Leihgabe von Dirk Hoppmann/Freisicht, gegessen haben Thomas (einen Hotdog) und Michael und Dirk (je eineinhalb Hotdogs).
(Beim Schreiben u.a. gehört: „On The Road Again“ von Canned Heat und „Walkin‘ Back To Happiness“ von Helen Shapiro und … )
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Weiteres über und Rezepte von Chris in unserem Blog findet Ihr hier:
„Feine Sache statt zäher Masse“
„Unser neuer Chef“
„Laudenauer Weihnachtsgans“
„Ein Weihnachtstraum“
„Fish ’n Chips“
„It’s a Man’s World“
„Der Beckenrand Kiosk“