Kulinarische Abenteuer im Odenwald und an der Bergstraße

Der Trommturm

Blickfang mit Fernblick

Das stählerne Fachwerk des 2022 eröffneten Trommturm erinnert ein wenig an das Skelett des langen Halses eines Brontosaurus und dessen flachem Kopf. Ich bin dem mal aufs Haupt gestiegen.

 

Ich werde immer wieder nach Ausflugszielen in Hessens tiefem Süden gefragt. Und da bieten sich natürlich einige an. So wie beispielsweise die Weinberge an der Bergstraße, das Felsenmeer bei Lautertal und seit 2022 eben auch der neue Trommturm. Seht selbst.

 

Überblick

Die Tromm ist ein bewaldeter Höhenzug im Vorderen Odenwald, der sich von Nord nach Süd zieht. Zwischen Rimbach im Westen und Grasellenbach im Osten erhebt sich der Trommturm auf einer Höhe von 577 Metern und legt noch stählerne 34 Meter mit teilweiser Holzverkleidung drauf.

Man kann dieses Ziel auf verschiedenen Touren erwandern oder mit dem Rad erfahren. Mit dem Auto erreicht man den nahegelegenen Parkplatz im Ortsteil Tromm der Gemeinde Grasellenbach. Von dort aus sind es nur wenige, leicht zu bewältigende, hundert Meter zum Turm.

 

Anblick

Auf den ersten Blick überrascht der Aussichtsturm durch seine »Schieflage«. Denn tatsächlich ist die Konstruktion um 35,7° nach Westen geneigt. Damit ist er deutlich »schiefer« als der berühmte Turm in Pisa mit seinen 4° oder verschiedene Kirchtürme in Deutschland. Doch im Unterschied zu dem alten Italiener ist der 60 t schwere Brummer durch zehn Meter lange Stahlanker sicher im Odenwald-Granit verankert. Safe.

Der metallene Saurierhals wurde 2022 errichtet und ersetzte den baufälligen Ireneturm Und er ist sogar noch rund sieben Meter höher. Mit seiner Höhe von 34 Metern überragt er deutlich die Baumwipfel und bietet einen eindrucksvollen Rundblick.

 

Ausblick

192 Stufen, die in Kaskaden über 16 Treppenläufe hinauf zur Plattform führen, müssen Ausblickhungrige nach oben überwinden, um danach 192 Stufen, die in Kaskaden über 16 Treppenläufe nach unten führen, hinab zu steigen. Oben guckst du.

 

Durchblick

Die offene Konstruktion – zwei Seiten sind mit Holz verkleidet – erlaubt schon beim Aufstieg den Blick über den Odenwald, während traditionelle Aussichtstürme in der Regel durch ein geschlossenes Treppenhaus jeglichen Fernblick verhindern.

 

Panoramablick

Das Erreichen der Aussichtsplattform belohnt durch ein beeindruckendes 360° Panorama. Bei optimaler Witterung sieht man im Westen über das Weschnitztal und die Rheinebene bis zum Pfälzer Wald und zum Donnersberg. Nach Norden schweift der Blick über den nördlicheren Teil des Odenwaldes bis hin zum Taunus oder im Nordosten zum Spessart. Im Südosten offenbart sich der Überwald und am Horizont der höchste Berg des Odenwalds, der Katzenbuckel. Und ich habe gelesen, dass an sehr klaren Tagen sogar der Schwarzwald im Süden zu sehen ist.

 

Rückblick

Verdammt lang her, dass ich das letzte Mal auf der Tromm war. Genau gesagt war es im Juni 2012, als ich den Berg von Rimbach aus erklomm. War heiß und anstrengend, kann ich euch sagen. Und da stand noch der alte hölzerne Ireneturm. Ein Jahr später wurde der dann wegen seiner Baufälligkeit geschlossen. Und es sollte bis September 2022 dauern bis der Trommturm eröffnet wurde.

 

Blickpunkt

Der Volksmund nennt den Turm inzwischen den »Schiefen Holger« oder Himmelsleiter

Funfact: Wer gerade einen ungewöhnlichen Namen für die neugeborene Tochter sucht, kann sie getrost »Tromm« nennen. Das ist tatsächlich ein sehr alter Mädchenname, dessen Bedeutung vielleicht noch die Uroma der Uroma kannte, aber selbst das ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Belegt dagegen ist, dass der Name ”Tromm« auf Rang  22.693 der vergebenen Namen für Mädchen in Deutschland liegt, was 0,0009% entspricht.

Doch zum Abschluss noch ein Wort zum Trommturm. Denn in ihm manifestiert sich wie entscheidend markante, zeitgemäße Architektur für den Tourismus sein kann. Es lohnt sich eben tradierte Sichtweisen zu überwinden und den Blick nach vorn zu richten – nicht nur für Touristen, sondern auch oder gerade für die Menschen. Hier in Hessens tiefem Süden.

Fotos: Thomas Hobein

(Beim Aufschreiben u.a. gehört: »Future Perfect« von The Durutti Column)

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