Focaccia selbst backen
Es ist wohl einige Dekaden her, seit ich das erste Mal Focaccia gegessen habe. Das war in Sirmione am Gardasee an einem Verkaufsstand und ich weiß noch, dass ich sofort hin und weg war. Umso erstaunlicher, dass ich erst jetzt … na, ihr wisst schon.
Focaccia, gebabbelt: [foˈkatːʃa], ist ursprünglich ein ligurisches Fladenbrot aus Hefeteig, das seit dem Altertum bekannt ist. Heute hat nahezu jede Region in Italien eine eigene Zubereitungsart, manche sogar süß. Aber die traditionelle ligurische Focaccia besteht nur aus Mehl, Wasser, Salz, Hefe und eventuell etwas Olivenöl, aber nur eventuell. Der Teig wird zu flachen Fladen geformt und gebacken. Vor dem Backen gibt man noch Salz, Olivenöl darauf – und je nach Lust und Laune Kräuter, Zwiebeln, Tomaten oder, oder, oder. Also macht euer Ding, denn wie schon Olaf Schubert sagt: Ich kann mich nicht um alles kümmern.
Die wichtigste Zutat ist Geduld
Dieses Fladenbrot ist das einfachste Brotrezept der Welt, vielleicht jedenfalls. Die reine Arbeitszeit beträgt jedenfalls nicht mehr als zehn Minuten. Ich habe das zwischen zwei eng getakteten Zoom-Konferenzen zusammengebosselt. Dennoch solltet ihr zweieinhalb Tage einplanen, da der Teig sehr lange gehen sollte, also sehr, sehr lange – und: Vergesst die Teig-Rezepte, die nach einer halben Stunde backfertig sein sollen.
Das Ergebnis wird euch belohnen, wenn ihr es lauwarm mit olivenöligen Fingern in euch stopft und bereut , nicht gleich zwei gebacken zu haben. Der Dirk sagt, dass dieses Brot bei einer Grill-Party durchaus dem Fleisch die Show stehlen kann. Und der muss es schließlich wissen, denn von dem habe ich das Rezept. Der hat also sozusagen den Italiener in mir geweckt hat (kennt ihr eigentlich noch diesen Werbespruch, der uns um 1990 die Fertig-Pasta-Sauce namens Raguletto schmackhaft machen sollte?).
Wie oben schon angedeutet könnt ihr die Focaccia auch mit den unterschiedlichsten Zutaten belegen. Ich habe sie einfach mit grobem Salz und Rosmarin ausgestattet. Die passt so bestens als Begleiter zu einem Salat oder einer Suppe oder zum Gegrillten. Aber ihr könnt sie auch aufschneiden und wie eine Stulle belegen – wie ein Tramezzino eben, aber das ist eine andere Geschichte.
Für ein hochwandiges Backblech braucht ihr
- 500 g Weizenmehl 405er von der Herrnmühle in Reichelsheim
- 500 g Weizenmehl 1050er von der Herrnmühle in Reichelsheim
- 850ml Wasser
- 8g frische Hefe
- 25g Salz
- Butter zum Einfetten des Backbleches aus Hüttenthal in Mossautal
- Einen ordentlichen Schuss richtig gutes Olivenöl von Backbord in Mossautal
- Je nach Geschmack Rosmarin und grobes Meersalz
So wird’s was
Mehl, Wasser, Salz und Hefe gut verrühren, abdecken und für 24 bis 48 Stunden im Kühlschrank gehen lassen. Der Teig legt in dieser Zeit ordentlich an Volumen zu, bleibt aber flüssiger als andere Brotteige. Einen Laib kann man aus diesem Teig nicht formen, er verläuft gleich wieder. Deshalb braucht ihr eine Auflauf-Form oder – wie ich es benutzt habe – ein Backblech mit etwas höheren Wänden.
Nach seiner Zeit im Kühlschrank sollte sich der Teig bei Zimmertemperatur für gute 4 Stunden akklimatisieren und nochmals an Umfang zulegen. Dazu buttert ihr das Backblech und füllt einen See aus Olivenöl ein. Erst wenn ihr euch für den Ölprinzen haltet ist es genug. In diesen See gießt ihr euren Focaccia-Teig und lasst alles für die nächsten Stunden links liegen.
Übrigens: Wer sich über die Butter wundern tut, die in keinem italienischen Rezept auftaucht, das ich kenne, der wird sich freuen, dass euer Fladenbrot dank dieses tierischen Fettes nicht anbackt und das Blech sich bestens reinigen lässt. Backpapier bringt nix, weil das Olivenöl auch unter das Papier will und es auch dorthin schafft.
Nach den vier Stunden ist eure Focaccia nochmals gewachsen. Jetzt pinselt ihr die Oberfläche des Teigs ebenfalls mit Olivenöl ein. Ich habe dazu das Öl aus dem Backblech genutzt, dass zwischen den Wänden und dem Teig hervortrat. Streut nach Belieben grobes Salz und Rosmarin-Nadeln über die Focaccia und schiebt das Blech für 25 Minuten in den vorgeizten Backofen bei 220 Grad (Ober- und Unterhitze).
Jetzt nur noch etwas abkühlen lassen und lauwarm verputzen, aber am besten zack, zack!
Rezept: Dirk Hoppmann
Fotos: Thomas Hobein
(Beim Aufschreiben u.a. gehört: „Do You Know The Way To San Jose“ von Burt Bacharach, performed by Frankie Goes To Hollywood, aber sowas von relaxed))
Ein super-schöner Artikel!
Merke ich mir vor.
Bin leider gerade am Fasten 🙁
Suche aber nach schicken Dingen für danach.
Dies hier ist definitiv etwas, zumal Frau und Kind Focaccia lieben, ich natürlich auch.