Kulinarische Abenteuer im Odenwald und an der Bergstraße

Zwei Mann. Ein Gin. Und viele Erdbeeren.

Über Unique Gin, den regionalen Bio-Gin aus Südhessen
Bio-Gin_Unique-Gin_mit Erbeeren aus Pfungstadt in Hessen. Die Macher Andre Burkhard und Christoph Edel

Kennt ihr schon den? Treffen sich zwei Südhessen auf einem Flug nach Mexico. Und nur kurze Zeit später bauen sie einen Pferdetransporter zu einer mobilen Gin-Bar um, mit dem sie durch Darmstadt-Dieburg und so touren. Und als wenn das noch nicht reichte, präsentieren sie nur etwa ein Jahr danach ihren Unique Gin – einen regionalen Bio-Gin mit frischen Erdbeeren. Kein Witz jetzt, sondern eigentlich schon die ganze Geschichte. Aber natürlich will ich es mal wieder genauer wissen. Und ihr hoffentlich auch.

 

Ein grauer Januar-Tag im Süden Hessens. Draußen ungemütlich. Hier drin nicht. Also gar nicht. Ich treffe Andre Burkhard und Christoph Edel nämlich im Altstadt Café in Reinheim. Andre ist hier fast so etwas wie ein Stammgast. Und ich sitze auch nicht zum ersten Mal in diesem Materialmix aus Sandstein, Fachwerk, Stahl und Glas, also einer Mischung aus Tradition und Moderne. Dieser Gedanke setzt sich hier übrigens auch in der Karte fort – durch regionale Produkte in zeitgemäßer Form zubereitet und serviert. Und jetzt hat Danijela Floethe, die Betreiberin des Cafés, erlaubt, uns hier zu unterhalten und auch einige Fotos zu schießen. Danke dafür.

 

Es folgt ein Gespräch unter Männern

Bio-Gin_Unique-Gin_mit Erbeeren aus Pfungstadt in Hessen. Die Macher Andre Burkhard und Christoph EdelNachdem alle erforderlichen G2 Plus Formalitäten erledigt und wir mit Kaffee versorgt sind, komme ich sofort erbarmungslos zur Sache, will vieles, doch längst nicht alles wissen. Aber fast.

Christoph Edel aus Pfungstadt und Andre Burkhard aus Groß-Zimmern antworten abwechselnd, keiner von beiden drängt sich in den Vordergrund. Beide kommen selbstbewusst rüber und sind voll im Thema. Sie wissen, was und warum sie es tun und können das im Gespräch auch überzeugend darlegen. Sie haben ja auch Rückenwind. Denn ihr Gin hat 90 von 100 Punkten bei der Fallstaff Bewertung für Gin abgeräumt und … ist gerade von Alnatura gelistet worden, also steht jetzt dort im Regal.

Doch spulen wir noch mal kurz zurück. Tatsächlich haben sie sich im Urlaub kennengelernt, sind anschließend in Kontakt geblieben und haben ihre gemeinsame Vorliebe für alkoholische Getränke auf Wachholder-Basis entdeckt. Daraus entwickelten sie 2018 als ihr erstes gemeinsames Projekt die Ginny Bar. Dazu haben sie einen alten Pferdetransportanhänger zu einer mobilen Gin-Tonic-Bar umgebaut und sind seitdem in Südhessen auf Veranstaltungen und Feiern präsent. Daraus entstand – ziemlich folgerichtig, wie ich meine – die Idee, einen eigenen Gin zu kreieren. Im Frühjahr 2019 war es dann soweit: Ihre Vision wurde Realität und bekam den Namen Unique Gin.

Bei aller Begeisterung für den und insbesondere den eigenen Gin sowie seine unternehmerischen Nebenwirkungen blieben Andre und Christoph mit den Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen.

Denn neben ihrer Tätigkeit als regionale Bio-Gin-Superhelden besitzen beide noch eine alkoholfreie Geheimidentität. Christoph betreibt mit seiner Frau ein Geschäft für Brautmoden in Pfungstadt und ist außerdem Fotograf, Andre arbeitet als Projektleiter bei einer namhaften Handelskette mit Sitz in Darmstadt. Man kann hier also durchaus, wie einst Otto Rehagel bei Werder Bremen sagte, von einer kontrollierten Offensive sprechen.

Als ich nach den nächsten Schritten frage, sehen sich die Männers aus Südhessen nur an – und ich sehe, dass da wohl noch Ideen in den Köpfen vor sich hin fermentieren, aber sie sagen nur etwas über den Ausbau des Vertriebsnetzes. Das ist ja auch sinnvoll, trotzdem denke ich: „Ja klar, ja klar.“ Warten wir es ab und widmen uns endlich mal dem Unique Gin.

 

Noch bleibt die Flasche zu

Bio-Gin_Unique-Gin_mit Erbeeren aus Pfungstadt in Hessen.Ich nehme die braune 500 ml Apotheker-Flasche in die Hand. Das Etikett aus Packpapier brüllt dich nicht an, es flüstert dir „Kauf mich“ eher zu. Der zurückhaltende Schriftzug des Markennamens liegt leicht erhaben auf dem helleren Grund und ist locker umringt von lackierten Skizzen der geschmacksgebenden Botanicals. Auf der Rückseite finden sich das Bio-Siegel und die Pflichtangaben. Batch (Produktionsreihe) und Flaschennummer sind handschriftlich dort ebenso vermerkt. Das alles und der Kork-Korken sagen dir ganz klar: Handgemacht in Zeiten der Massenproduktion.

Zu allererst brauchst du eine Idee, denke ich und frage das Duo, wie sie darauf gekommen sind. Der heiße Scheiß ist ja momentan der Pink Gin, also ein mit Beeren aromatisierter Gin. Hat der was damit zu tun?

Das bestätigen meine Gesprächspartner, aber zuerst wurde in ihrer Gin-Bar der Gedanke geboren, eben da auch einen eigenen Gin zu präsentieren. Und weil zeitgleich ein befreundeter Landwirt seine Erdbeeren „loswerden“ wollte, wurde es der, der jetzt vor mir steht. Viele Beerige-Gins, die sie kannten, waren nur aromatisiert, hier sollte etwas Echtes entstehen, dass auch echt schmeckt. Ein „uniquer Gin“ mit möglichst regionalen Zutaten und vor allem ohne Zusatz von Konzentraten. Das vermeiden Marktbegleiter, weil alles, was echt ist, auch teuer ist.

Aber bei den Zutaten wird hier nicht gespart. Wirtschaftlich zu denken, ist Andre und Christoph nicht fremd, aber hier stehen die Qualität und der Spaß am eigenen Produkt im Vordergrund. In Zahlen: Auf ein Batch (etwa 240 Flaschen) kommen 40 kg feldfrische Erdbeeren oder etwas plastischer ausgedrückt, eine große Männerhand voller Erdbeeren pro Flasche. Und ihr wisst, was Erdbeeren kosten.

Dazu kommt die Entscheidung mit möglichst regionalen Ingredienzien dem Gin seine persönliche, einzigartige und nachhaltige Note zu verpassen. Auch das hat seinen Preis, entspricht aber den Vorlieben der Produzenten und bietet einen Wettbewerbsvorteil. Schließlich eröffnet erst die Bio-Zertifizierung  die bundesweite Listung in Alnatura-Märkten.

Gin_Unique-Gin_mit Erbeeren. Die Macher Andre Burkhard und Christoph EdelUnter dem Strich werden für den Unique Gin dreizehn Zutaten verarbeitet. Die Erdbeeren kommen frisch vom bio-zertifizierten Birkenhof in Klein-Zimmern, der Basilikum von der Bio-Gärtnerei Mulke in Wiesbaden. Gebrannt wird der Unique Gin in der Brennerei Herbert in Pfungstadt vom Maximilian Freitag, den ihr alle schon vom Hannibal Gin kennt.

Dann ist betreffs meiner Frage, Flasche leer. Es ist abschließend Zeit für einige Schüsse aus der Hüfte mit der Canon EOS R5, die mir Dirk geliehen hat, und für meinen Abgang in Richtung Darmstadt, wo ich noch Termine habe. Nach Feierabend werde ich dann den Gin, um den sich hier alles dreht, probieren. Meine Gesprächspartner wollen ebenfalls los, denn sie haben noch den nächsten Batch vorzubereiten.

 

Letztlich zählen nur die inneren Werte

Später. Viel später entferne ich die Plastikkapsel vom Korken und mache noch eine Aufnahme der Flasche. Während ich danach den Produktschuss am Rechner bearbeite, ist dann endlich der Zeitpunkt des Entkorkens gekommen. Basilikum und Wachholder nehme ich zuerst wahr. Dann probiere ich und bin überrascht, denn der 43 Prozentler kommt  angenehm mild und frisch rüber. Nichts Künstliches. Leichte, fruchtige Note von den Erdbeeren und der Vanille. Nach hinten raus schmecke ich eine würzige Schärfe, die ich dem schwarzen Pfeffer zuschreibe, der hier mit verarbeitet ist. Mehr finde ich nicht heraus, also probiert gefälligst selbst. Es sollen ja insgesamt dreizehn Aroma- und Geschmacksgeber drin sein.

Aber: Den kann man auch pur trinken, sage ich euch. Denjenigen unter euch, die dann doch lieber Gin Tonic trinken, empfehlen die Produzenten auf ihrer Websiteein schlichtes Indian Tonic Water oder auch ein Dry Tonic Water. Und ich denke, sie liegen mit dieser Empfehlung richtig. Ich probiere die Kombination mit dem Indian Tonic von Goldberg und bin happy. Warum sollte man auch einen komplexen Gin mit eine ebenfalls komplexen Tonic mischen. Dann hast du nur zwei kleine Angeber im Glas, die sich gegenseitig die Schau stehlen.

Bio-Gin_Unique-Gin_mit Erbeeren aus Pfungstadt in Hessen. Die Macher Andre Burkhard und Christoph EdelSo. Einen nehme ich noch und bin recht zufrieden mit dem Gespräch im Altstadt-Café, mit Andre und Christoph, mit ihrem Unique Gin und freue mich mal wieder darüber, dass engagierte Menschen endlich Gutes schaffen. Hier in Hessens tiefem Süden.

 

Fotos: Thomas Hobein

(Beim Aufschreiben hatte ich Lust auf wahrhaft Relaxtes im Hintergrund: „Waltz for Koop“ von Koop passt ganz prima zu einem Gin Tonic)

 

 

1 Kommentar zu “Zwei Mann. Ein Gin. Und viele Erdbeeren.

  1. Moin André und Christopf, ich bin auf Euch Aufmerksam geworden als gleich über ein umgebautes Pferdetransporte gesprochen wurden ist. Wir sind die neue Polo Club in Norddeutschland. Schaut Euch unsere Webseite mal an. Www. Poloparktiam.de.
    Wir veranstalten in April unsere erste Turnier in unsere wunderschöne Indoor Arena. Vielleicht hat ihr Lust eure Gin hier bei uns zu präsentieren

    Meldet euch einfach. Ich wurde mich sehr freuen.

    Viele Grüße Sarah

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