Bald ist wieder Weihnachten.
Im letzten Jahr beschlossen wir vor dem Start unseres kulinarischen Blogs einen Rumtopf anzusetzen. Wir berichteten auf „hobeins.net“ darüber. Jetzt ist wieder Zeit für einen Rumtopf und für die leicht gekürzte Fassung des Berichts vom Vorjahr.
Als im Juni Erdbeeren so aussahen war es höchste Zeit …
… dass Männer tun, was Männer tun müssen und einen Rumtopf ansetzen.
Also da war dieser Steingut-Topf „für Sauerkraut zu machen“, aber ohne Sauerkraut. Da war die Idee, mal einen Rumtopf anzusetzen. Und da waren wir. All das zusammen genommen führte zu dem einstimmigen Beschluss, dass Weihnachten 2014 kein Vanilleeis ohne großzügige Rumtopf-Besaucung in uns rein darf. Yepp.
Der folgende Samstag sollte dann der Früchtebeschaffung sowie der ersten Befüllung des Topfes dienen – aber Wolfgang und ich konnten nicht, da ein badischer Objektmöbel-Hersteller mal flugs übers Wochenende eine Broschüre brauchte.
Doch da die Erdbeerzeit dem Ende entgegen ging und der Michael Frank voller TatenDurst steckte, wagte er den Alleingang in Begleitung von Tochter Charlotte und Ehefrau Jutta.
Gemeinsam machten sie sich zu einem Beutezug auf nach Klein-Zimmern. Dort pflückten sie auf dem Hofgut Geibel die Beeren und die Kirschen und sackten selbige ein.
Wieder zuhause wurde die Ernte gesäubert und sortiert. Dabei erfand Charlotte ganz nebenbei die gerätelose Entkernung von Sauerkirschen. Mit Stil.
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Dann wurden die Früchte mit braunem Zucker gesüßt. Dabei entspricht das Gewicht der Früchte immer dem des Zuckers – also zum Beispiel 500 g Erdbeeren vertragen sich gut mit 500 g Zucker.
Anschließend konnte der Zucker-Frucht-Mix erst mal zwei Stunden im kühlen Keller ziehen, bis sich der Zucker völlig aufgelöst hatte und alles ganz vorsichtig mit einem Kochlöffel gemischt wurde, ohne die Früchte zu zermatschen.
Dann folgte der entscheidende Schritt, der dazu führt, dass dieses Rezept nicht Früchtetopf, sondern Rumtopf heißt. Mit selbigem wurden die Früchte ab- bzw. aufgefüllt, bis der goldgelbe Alkohol alles etwa zwei Finger hoch bedeckte. Jetzt nur noch den Deckel drauf und ab in den Keller. Die Früchte im Topf lieben es nämlich kühl und dunkel; genau wie wir, wenn wir mal etwas zu tief ins Glas geschaut haben.
Also: Bis jetzt besoffen sich in 1,4 Liter Rum (54% – versteht sich) folgende Mitspieler:
- 500 g Erdbeeren
- 430 g Sauerkirschen (entsteint nach der „Methode Charlotte“)
- 400 g Himbeeren
- 330 g Stachelbeeren
- 200 g Rote Johannisbeeren
- 200 g Schwarze Johannisbeeren
- und 2.000 g brauner Zucker
Im Juli musste fast alles rein, was der Garten so hergab …
… also der Garten vom Herrn Frank. Aber immer schön der Reihe nach. Denn es drängelten sich Pfirsiche, Brombeeren und Zwetschgen. Alle wollten rein in den Rumtopf.
Zuerst mussten die Brombeeren vor dem drohenden Regen gerettet werden. Also ab in den Garten – zur totalen Entbrombeerung. Die Folgen: Gähnend leeres Brombeergebüsch und eine reichliche Portion Beeren im Rumtopf.
Genaugenommen waren 500 g volltrunkene Brombeeren in den Topf eingekehrt. In ihrem Saft fanden sich 350 ml Rum (54% – versteht sich), aber kein Gramm brauner Zucker. Denn am Boden des Topfes lagerte noch soviel des süßen Zeugs, so dass wir diesmal auf die Zufuhr desselben verzichteten. Stattdessen rührten wir für eine gelöstere Atmosphäre das ganze Frucht-, Zucker-, Rum-Gemisch ganz vorsichtig um. Also wirklich ganz vorsichtig, denn die Früchte sollten ja ganz bleiben und blieben es auch.
Kaum waren die Beeren sozusagen vom Acker ging es Schlag auf Schlag weiter und die Leistungsfähigkeit des Rumtopfes wurde durch weitere Frucht-Extensions um ein Vielfaches gesteigert. 180 g Zwetschgen – hier im korrekten Plural Quetsche genannt – sowie 500 g Pfirsiche (das sind Pfirsinge) in Begleitung von 500 g braunem Zucker und weiteren 350 ml Rum gesellten sich zum bereits recht leckeren Gebräu.
Im September komplettierten Mirabellen unseren Rumtopf
400 g gewaschene und entsteinte Mirabellen vereinigten sich mit der gleichen Menge braunen Zuckers, um dem Rumtopf eine weitere Note zu verpassen.
Damit war alles drin, was drin sein sollte. Klar konnten wir noch weitere Früchte zugeben, wie Birnen. Aber wer will das schon? Für uns war dies der letzte Streich. Jetzt stand der Rumtopf im dunklen, kühlen Keller und freute sich auf Weihnachten. So wie wir.
Und dann schon wieder Weihnachten
Seit September durfte der Rumtopf im dunklen Keller vor sich hin duften. Bis jetzt. Denn nun stand das Vertilgen der lustig machenden Kaltschale an, die wirklich gelungen war. Die Früchte nicht matschig, sondern mit Biss. Die ganze Angelegenheit ist nicht zu süß. Und – für den ein oder anderen nicht unwichtig – er haute tierisch rein, der Rumtopf.
Deshalb übernimmt innerhalb eines Desserts ein Rumtopf wohl auch eher die Rolle des Sidekicks – kann dem eigentlichen Hauptdarsteller aber unter Umständen locker die Schau stehlen. Also stellt den volltrunkenen Früchten einen starken Partner zur Seite. Das kann ein selbstgemachtes Vanilleeis sein oder eben dieser klassische Vanille-Pudding, der mit starkem, schwarzem Tee aromatisiert wird. Die „Friesische Teecreme“ ist wirklich ein Hammer und weiß selbst ohne Rumtopf zu überzeugen.
So, das war die leicht gekürzte Zusammenfassung des ersten Experiments in der Versuchsküche „für Endlich! Gutes.“ Natürlich gaben wir uns dem Ergebnis hin. Aber die größte Menge wurde während unserer Informationsveranstaltung im Café Rodenstein vertilgt.
Die Fotografien stammen übrigens von Michael Frank und von mir. Und alle Folgen des ungekürzten Berichtes findet ihr unter dem Stichwort „Rumtopf“ auf hobeins.net.
(Bei der Überarbeitung des Textes gehört: Drinking in L.A. von Branvan3000)
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Unsere Versuchsküche für Endlich! Gutes. ist kein fixer Ort sondern wohl eher eine fixe Idee. Trotzdem! Und erst recht. Hier versuchen wir Amateure uns an der regionalen, saisonalen Küche. Auch wenn wir hier und da scheitern werden. Also seht, lest, interpretiert und probiert. Aber macht was draus. Und sagt uns was dabei herausgekommen ist.
Wichtig: Hinweise zur Verbesserung unserer Vorschläge nehmen wir gerne entgegen aber nur fast so gerne wir lobende Worte.
Na, das schaut aber lecker aus!
Vielen Dank für die Tipps & weiter so…
Grüssle, Sabrina