Meine Odenwälder Kartoffelsuppe
Suppe gab es während meiner Kindheit zweimal die Woche. Dann hatte ich es nicht ganz so eilig von der Schule nachhause zu kommen. Insbesondere Graupen- und Kartoffelsuppe verlangsamten meinen Schritt. Viel lieber war es mir, dass meine Mutter „Mirácoli“ rief. Nun, das Zeug rühre ich heute nicht mehr an. Lieber löffle ich eine selbstgemachte Suppe, wie diese einst so ungeliebte Kartoffelsuppe. Denn die erinnert mich an früher. An Zuhause. Und allein das wärmt schon.
Irgendwann in der Nacht vom Samstag auf Sonntag kehrt im März der Winter plötzlich nach Darmstadt zurück. Am späten Vormittag schlüpfe ich in meine Eins-a-Wanderstiefel und stapfe mit kindlichem Vergnügen durch die eisige Kälte und durch die Stadt, die von einer recht ansehnlichen Menge Schnee bedeckt ist. Als ich gegen Mittag zurückkomme hat es aufgehört zu schneien, arschkalt ist es immer noch. Meine rote Nase und ich freuen uns auf die Suppe, von der ich schon am Vortag – ohne zu wissen, wie das Wetter wird – eine recht ordentliche Portion gekocht habe. Und jetzt wärme ich einen Teil der Kartoffelsuppe auf, schnipple ein Würstchen hinein, röste Bacon für die Einlage, schmiere mir eine Butterstulle und finde alles so richtig prima.
Wahrscheinlich gibt es genau so viele Rezepte für diese Suppe, wie es Kartoffeln gibt – also mindestens. Diese hier hat sich im Laufe der Jahre als meine herauskristallisiert. Wichtig dabei ist, nicht nur das Gemüse, sondern auch die Kartoffeln in Butter anzuschwitzen. Ich bilde mir nämlich ein, dass es so kartoffeliger schmeckt.
Die angegebenen Mengen reichen für acht Suppenkasper
- 1.000 g mehlige Kartoffeln
- 1 Bund Suppengrün (je nach Saison)
- 2 Zwiebeln
- 1,5 l Fleischbrühe oder Gemüsebrühe für die vegetarische Variante
- 100 g Butter oder entsprechendes Fett für eine vegane Version
- Salz und Pfeffer
- Majoran, Muskatnuss
- 1 Bund Schnittlauch
An die Arbeit
Zuerst müsst ihr ordentlich was wegschnippeln, aber dann geht es wie von selbst. Wascht, putzt und schält die Zwiebeln und das Suppengrün. Dann schneidet ihr alles so klein, wie es euch gefällt. Schält die Kartoffeln, schneidet sie in etwa ein Zentimeter große Würfel und spült sie unter fließendem Wasser gründlich ab.
Bringt in einem ausreichend großen Topf die Butter zum Schmelzen. Schwitzt darin das Gemüse und die Kartoffeln gründlich an. Gießt anschließend die Brühe an und bringt sie zum Kochen. Würzt alle mit Salz, Pfeffer, Majoran und Muskatnuss ab. Vorsichtig mit dem Salz, denn die Brühe ist ja bereits gesalzen.
Schaltet die Hitze runter und lasst die Suppe zugedeckt köcheln bis die Kartoffeln weich sind. Das dauert so rund zwanzig Minuten.
Fischt mit der Schaumkelle einen Teil der Kartoffelwürfel und des Gemüses heraus und stellt es beiseite. Die im Topf verbliebene Suppe püriert ihr mit einem Handmixer und schmeckt sie nochmals mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss ab. Jetzt gebt ihr das eben separierte Gemüse und die Kartoffeln wieder dazu und hebt den Schnittlauch unter, den ihr vorher in feine Röllchen geschnitten habt. Fertig.
Ein ordentliches Butterbrot passt bestens dazu und ein Bier, aber zur Suppe geht auch Wein. Und was ihr nicht weggeputzt bekommt, lässt sich ganz einfach einfrieren.
Variationen und Einlagen
Mit 200 ml Schlagsahne: Gebt die Sahne nach dem Pürieren mit dem Gemüse und den Kartoffelwürfeln zur Suppe und kocht alles noch einmal kurz auf.
Mit 8 Würstchen: Scheidet die Würstchen in mundgerechte Stücke und erwärmt sie nach dem Pürieren in der Suppe.
Mit 160 g Bacon: Schneidet den Bacon oder Bauchspeck in kleine Stücke – auch „Lardons“ genannt. Bratet die dann in einer Pfanne knusprig an und serviert sie auf der Suppe.
In Norddeutschland lässt man die Würstchen auch gerne weg und präsentiert als Einlage Krabben oder geräucherten Fisch, was nicht gerade unlecker ist.
In der Pfalz serviert man zur Kartoffelsuppe den „Quetschekuche“, wenn die Zwetschgen Saison haben. Aber ich bin ja kein Pfälzer.
Gekocht, fotografiert und gefuttert von Thomas Hobein
(Beim Schreiben gehört: „In Demand“ von Texas, denn das ist ein Lied wie Kartoffelsuppe – nicht wahnsinnig originell, aber es wärmt wirklich und klingt nach Zuhause).
Habe heute die Homepage durch Zufall entdeckt. Gefällt mir kolossal gut daß neben den Rezepten auch regionale Erzeuger und Händler angegeben sind…. Achso, hab´s ja fast vergessen ;-). Die Veranstaltungstipps und Empfehlungen sind natürlich auch interessant
Vielen Dank für die Blumen