Kulinarische Abenteuer im Odenwald und an der Bergstraße

Fritzkocht!

Zu Besuch bei Ellen und Stefan bevor die Gäste kommen

Das Restaurant »Fritzkocht!« und »Endlich! Gutes.« haben zwei Dinge gemeinsam. Erstens sind beide 2015 an den Start gegangen. Und zweitens steht in beiden Fällen Essen und Trinken im Mittelpunkt. Zeit für mich, mal vorbeizufahren und nicht nur vorbei, aber zuerst schon.  

Nur vorbeigefahren bin ich nämlich in den letzten sieben Jahren ja so einige Male und jetzt schon wieder. Denn ich suchte das große rote Schild, das ich im Kopf hatte. Dieses Schild ist aber gar nicht rot, sondern eine alte Stalltür. Die kann man auch ganz gut sehen, aber ich war ja auf Rot fixiert – und im Alter lässt nicht nur die Sehkraft ein wenig nach, sondern eben auch die Flexibilität. Aber ich bin dann schließlich doch pünktlich auf dem großen unbefestigten Parkplatz gelandet. Gäste sind noch keine da. Aber die Vorbereitungen laufen hier bereits in der Küche.

 

Fritzkocht! auf dem Fritzehof

Hier, das ist zwischen Spachbrücken und Habitzheim an der L3413 in unmittelbarer Nähe des Reinheimer Teiches. Und hier, auf dem Grundstück des ehemaligen Landwirtschaftsbetriebs »Fritzehof« haben Ellen und Stefan ihr Restaurant vor sieben Jahren eröffnet – zunächst als nebenberuflich betriebene Straußenwirtschaft. Aber die vielen rechtlichen Einschränkungen dieser Gastro-Kategorie passten nicht zu den Ideen der beiden. Also wurde »Fritzkocht!« zu einem Gasthof.

Was waren oder sind denn die Ideen, will ich natürlich wissen. „Die ursprüngliche Idee war, dem Hof eine Perspektive zu geben. Ich habe den Hof 1996 von meinen Eltern übernommen,“ antwortet Ellen. „Und später entstand dann die Idee zu »Fritzkocht!« – unserm Alterprojekt sozusagen.“ Die landwirtschaftlichen Nutzflächen wurden verpachtet und das Grünsilo zur Gastronomie umgebaut. Und tatsächlich kamen Leute. Zuerst wenige, jetzt immer mehr. „Und die kommen meistens nicht nur einmal,“ ergänzt Stefan.

Ich erfahre, dass die Gäste in der Regel zwischen 30 und 70 Jahre alt sind. Diese altersbezogene Diversität freut mich. Denn das gibt es heute immer seltener, da viele gastronomische Betriebe mehr und mehr zu zielgruppen-fokussierten Ghettos werden.

Und so erzählen Erzieherin Ellen und Musiker Stefan von ihrem Projekt, das seit Beginn gewachsen ist, sich laufend durch neue Ideen verändert und immer mehr Zeit in Anspruch nimmt – auch wenn eigentlich nur am Wochenende und einigen Feiertagen geöffnet ist. Dazu kommt, dass »Fritzkocht!« immer beliebter für private Feiern wird.

Das ist für mich kein Wunder, denn das alles hier hat eine geradezu private Atmosphäre, alles wirkt nicht wie gebaut, sondern gewachsen – so ganz natürlich inmitten der Natur. Wer die steife Etikette eines Oberkellners sucht, ist hier fehl am Platze. Hier ist Selbstbedienung angesagt. Aber wenn wenig los ist, wird die Bestellung auch mal an den Tisch gebracht. Und dann ist aber auch Zeit für einen kurzen Plausch – nie aufdringlich, aber ehrlich interessiert.

 

Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.

»Fritzkocht!« liegt wie eine Oase inmitten von weiten Feldern und Äckern. Blickt man vom Zufahrtsweg nach Süden erhebt sich die Veste Otzberg am Horizont. Vor dem umgebauten Grünsilo breitet sich die Gartenwirtschaft aus. Zuerst auf einer befestigten Fläche, doch dann schlagen sich die Stühle und Tische wahrhaft ins schattenspendende Gebüsch, werden fast zu naturbelassenen Separees. Umgeben von Büschen und Bäumen lockt ein altes Bettgestell, dessen Liegefläche mit Gras bewachsen ist. Einfach hinhauen, träumen und genießen.

So gibt es viele Ecken zu entdecken, wie die Bierbänke auf einer ausladenden Wiese, die manchmal auch Schauplatz von Yoga-Übungen unter kundiger Anleitung sein darf.

Kinder sind willkommen, aber einen ausgefuchst angelegten Spielplatz gibt es ganz absichtlich nicht. Die vielen Winkel, Wiesen und Büsche regen die Phantasie ja auch viel mehr an als ein abgezäunter Streichelzoo mit Hüpfburg in der Nachbarschaft.

Und dann ist da noch ein offenes Gebäude gegenüber der Wirtschaft, die als Bühne für Live-Bands oder Theaterstücke und Lesungen dient. Ein regelmäßiges Programm gibt es nicht, aber ein engagiertes.

An kühleren oder regnerischen Tagen kann man es sich im gemütlichen, unkonventionell eingerichteten Gastraum bequem machen, um zu essen, trinken und zu babbeln. Kurz: Bei »Fritzkocht!« ist es wie in Gothes Osterspaziergang (Faust, Erster Teil): Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.

 

Was gibt’s denn hier?

Vor- und zubereitet werden die Speisen im Inneren des Gebäudes, gekocht wird in der Außenküche.

Auf der ständig wechselnden Karte gibt es schon Standards wie Handkäs oder auch ’ne  Worschd, aber so landgasthaustypisches wie Kochkäs-Schnitzel, Rippchen und so – das suchst du, oh Hungriger, vergebens. Stattdessen erwarten dich kleine moderne Speisen und Salate, darunter Fleischliches als auch Vegetarisches, wie etwa die Falafel, die während meines Besuchs gerade vorbereitet werden.

Und legendär, so sagt man, ist Oma Hedwigs Selbstgebackenes. Die gelernte Bäckerin lebt und backt noch auf dem Hof. Je nach Saison zaubert sie unermüdlich die unterschiedlichsten Kuchen, die es dann zu vernaschen gilt. Da geht bei den Gästen auch mal ein Stück mehr, wenn sie nicht schon weg sind, denn das pflegen die Kuchenstücke wohl immer schnell zu sein.

Also, wer mal ganz entspannt inmitten der Natur ein Gläschen trinken oder was Leckeres essen will, der ist hier gut aufgehoben. Bei »Fritzkocht!«. Im Reinheimer Hügelland, das einige zum Odenwald zählen und andere wieder nicht.

So, ich verabschiede mich artig von Ellen und Stefan und verdufte. Gleich kommen die Gäste.

Fritzkocht!
Spachbrücker Str. 107 – 109
64853 Otzberg-Habitzheim
0171-3608207

Öffnungszeiten:
Samstag ab 13.00 Uhr
Samstag ab 13.00 Uhr
Sonntag ab 11.00 Uhr -17.00 Uhr
An einigen Feiertagen (die aktuellen Zeiten findet ihr auf der Website) fritzkocht.eu

 

Fotografie:           Thomas Hobein

(Beim Recherchieren und Aufschreiben u.a. gehört: „Live at the Blue Shell »vinyl version«“ von Goldman)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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