Kulinarische Abenteuer im Odenwald und an der Bergstraße

Jeden Tag Markt

Bei Obstbau Geibel in Darmstadt-Bessungen

Frisch vom Hof. So verkündet das Transparent über dem Schaufenster klar und deutlich. Und das bunte Logo erzählt von Früchten – nicht aus Nachbars Garten – sondern von Obstbau Geibel aus Klein-Zimmern.

Es duftet intensiv nach Obst und Gemüse in dem ehemaligen Supermarkt mit der Hausnummer 45 am Donnersbergring im Darmstädter Stadtteil Bessungen. Kein Wunder, denn vom Gemischtwarenhandel ist nur die Außenarchitektur geblieben. Innen präsentiert sich heute eher ein recht großer Hofladen, ja fast schon ein Bauernmarkt – nur eben mit Dach. Und da man als Darmstädter nicht gerade verwöhnt ist, was Märkte betrifft, schauen wir mal etwas genauer hin.

 

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Auf den etwa dreihundert ebenerdigen und damit barrierefreien Quadratmetern finden wir Obst und Gemüse der Saison, Nudeln, Wurstwaren, Essig, Öl, Weine und Brände. In Kühlregalen warten Molkereiprodukte auf ihre Abnehmer. Frisches Brot und Gebäck fehlen ebenfalls nicht. Aber was wir auch ansehen – es stammt in der Regel aus der Region. Mit wenigen Ausnahmen, wie zum Beispiel die Orangen, die man sich hier selbst zu Saft pressen kann. Abschließend entdecken wir noch in einer ruhigen Ecke ein kleines integriertes Café. Dort setzen wir uns mal hin und unterhalten uns mit Franziska Geibel.

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Obst und Gemüse – aber nur saisonal

Den Laden in Bessungen gibt es jetzt seit 2012 erzählt die Gartenbau-Meisterin. Und dass es am Anfang nicht unbedingt leicht gewesen ist, weil die Kunden ständig auch nach Obst und Gemüse gefragt haben, das gerade keine Saison hatte. „In Supermärkten bekommt man ja auch fast alles ganzjährig und dementsprechend war die Enttäuschung erst mal groß. Aber hier gibt es keine Erdbeeren aus dem Plastiktunnel,“ sagt sie. Und es wird wohl auch nie welche geben. Denn inzwischen akzeptieren die Kunden, dass die Geibels den natürlichen Gegebenheiten des Jahres folgen. Dass der Ertrag mal besser oder mal schlechter ist. Dass es manchmal früher Erdbeeren gibt und manchmal später.

Das Kernsortiment besteht eben auch aus saisonalem Obst und Gemüse aus eigener Produktion. Franziska Geibel zählt auf: „Zweiundzwanzig Apfel-, sieben Birnen-, zehn Pflaumensorten. Und … zehn Kirschsorten, die alle Frauennamen haben. Dazu kommen Beerenobst, Rhabarber, Tomaten, Gurken, Zucchini, Paprika, Kürbisse und Blumen. Und nichts davon stammt aus Gewächshäusern, die eine saisonale Verschiebung verursachen würden.“

Sie deutet auf den Apfelprobiertisch, der mitten im Raum steht. Dort können die Kunden probieren, welcher Apfel ihnen schmeckt – und wann. Denn natürlich hat jede der zweiundzwanzig Sorten einen ganz eigenen Geschmack, aber darüber hinaus gibt es Unterschiede innerhalb einer Sorte. Der Grund dafür ist, dass die Obstbäume in Klein-Zimmern niemals komplett in einem Schwung abgeerntet werden, sondern in mehreren Gängen zu unterschiedlichen Zeiten. Und je nachdem wie lange ein Apfel am Baum hängt ändert sich sein Geschmack.

Die junge Gartenbau-Meisterin hat sichtlich Spaß an dem, worüber sie spricht. „Alle aus der Familie Geibel arbeiten am liebsten draußen,“ sagt sie. „Daher kommt wohl auch die Lust, hauptsächlich die eigenen Produkte im Laden zu verkaufen. Und was wir nicht selbst anbauen, bieten wir von anderen Direktvermarktern aus der Umgebung an, wie zum Beispiel Kartoffeln, Eier, Pilze, Honig oder saisonales Gemüse wie Spargel.“

 

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„Bio“ nein – nachhaltig ja

Wichtig ist Franziska Geibel, klar zu stellen, dass Obstbau Geibel kein Biobetrieb ist. „Aber wir sind »QS-geprüft« und »Landmarkt-zertifiziert« (REWE-Kontrolle). Der Anbau erfolgt bei uns ausschließlich mit integriertem Pflanzenschutz. Wir spritzen unser Obst also erst, wenn ein Schaden sichtbar ist – und dann noch möglichst wenig. Gemüse wird bei uns gar nicht gespritzt. Der Grund für dieses Vorgehen ist ganz einfach: Wir selbst würden gar nicht essen, was konzentriert gespritzt ist.“

Wir erfahren noch, dass hier nix wegkommt. Oder fast nix. Denn nicht verkauftes Obst und Gemüse verzehrt Familie Geibel selbst oder verteilt es an die Mitarbeiter und Erntehelfer. Der Rest wird ganzjährig zu frisch gepressten Säften oder zu Obstsalaten verarbeitet und im Laden angeboten. Bei den Salaten werden Tagesreste sorgfältig ausgeputzt und als „Geputzter Salat“ verkauft. Und im Laufe des Jahres geht auch vieles vom Hof an die Tafel e.V.. Unterm Strich fällt im Bessunger Laden somit nicht mehr Biomüll an als in einem Einfamilienhaus. Hut ab.

Ein besseres Schlusswort gibt es wohl kaum. So – jetzt überzeugt euch mal schön selbst von dem Laden, der fast wie ein täglicher Bauermarkt ist. Am Donnersbergring im Darmstädter Stadtteil Bessungen.

 

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Fotografiert haben Wolfgang Merkle und Thomas Hobein.

(Beim Schreiben u.a. gehört: das Album „David Poe“ von David Poe)

1 Kommentar zu “Jeden Tag Markt

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