Kloß in’n Hals
Diese kulinarische Idee unterscheidet sich durch zwei Besonderheiten von der herkömmlichen Kindergeburtstags-Variante dieses nächsten Verwandten der Armen Ritter – zum einen durch den Amaretto in der Marinade der Brötchen und zum anderen durch die Weinschaumsoße aus Apfelwein. Alles zusammen ergibt einen Kloß, den man sehr gerne im Hals hat, sogar sehr gerne.
Das Schwierigste an diesem Dessert ist, herauszufinden, ob die Kartäuser Klöße ein h hinter dem t benötigen oder eben nicht. Bezieht sich der Name des Gerichts auf den Höhenzug zwischen Mosel und Rhein sowie den gleichnamigen Stadtteil von Koblenz schreibt man die Klöße mit h, bezieht er sich auf den Mönchsorden schreibt man sie mit ohne h. Glücklicherweise wirkt sich die Schreibweise nicht auf den Geschmack aus.
Bevor ihr loslegt noch ein Tipp: Für die großen Genießer nehmt ihr Amaretto für die Marinade, für die nicht ganz so großen lieber Mandelmilch und Vanillesoße statt Apfelwein-Schaumsoße mit Apfelbrand.
Ihr braucht für vier Personen:
Für die Kartäuser Klöße
- 4 altbackene Weißmehlbrötchen (am besten Milchbrötchen)
- 230 ml Milch
- 50 ml Amaretto oder Mandelmilch
- 2 Eier
- 1 EL brauner Zucker
- 1 Prise Meersalz
- ½ Vanilleschote (Mark)
- 2 EL Mandelblättchen
- Geklärte Butter oder Butterschmalz
Für die Apfelweinschaumsoße
- 2 Eier
- 90 g Zucker
- 1 Prise Meersalz
- 240 ml säurehaltiger Apfelwein
- 2 cl Apfelbrand (nicht zwingend, gibt dem Ganzen aber etwas mehr Charakter)
- ½ Vanilleschote (Mark)
- 2 EL Kartoffel- oder Maisstärke
Am besten beginnt ihr mit den Klößen.
Zuerst befreit ihr die Brötchen mit einer feinen Reibe von der Rinde. Das so entstandene Weckmehl – auch Paniermehl oder Semmelbrösel genannt – stellt ihr zur Seite. Damit paniert ihr gleich die Brötchen.
Für die Marinade verrührt ihr mit einem Schneebesen Milch, Amaretto oder Mandelmilch, Eier, Zucker, Salz und das Vanillemark bis sich alles gelöst hat. Darin lasst ihr dann die abgeriebenen Brötchen für etwa fünf Minuten einweichen – mehrmals wenden, damit die Flüssigkeit gleichmäßig einzieht.
Währenddessen röstet ihr ohne Fett die Mandelblättchen in einer Pfanne hellbraun und befördert sie in eine Warteposition.
Nun nehmt ihr die eingeweichten Brötchen aus der Marinade, lasst sie etwas abtropfen und wendet sie in den Bröseln aus der Rinde. Dann backt ihr die rundum panierten Brötchen in ausreichend geklärter Butter oder Butterschmalz bei mittlerer Hitze aus bis sie goldbraun sind (nehmt nicht zu wenig Fett – die Klöße müssen in Fett schwimmen).
Anschließend entfettet ihr die Kartäuser Klöße auf Küchenpapier.
Und jetzt zur Soße auf Apfelweinbasis:
Verrührt die Stärke mit einem kräftigen Schuss des Apfelweins und stellt die Mischung neben den Herd. Den restlichen Apfelwein gebt ihr zusammen mit dem Brand (wenn ihr das denn wollt) und dem Mark der halben Vanilleschote in einen Topf und erhitzt ihn bis kurz vor dem Siedepunkt (soll nicht kochen). Während der Apfelwein Temperatur nimmt schlagt ihr die Eier mit dem Zucker und einer Prise Salz mit einem Schneebesen schaumig auf. Zurück zum Apfelwein. Bevor er zu kochen beginnt, gebt ihr unter ständigem Rühren die flüssige Stärke dazu. Wenn der Mix beginnt anzudicken rührt ihr ihn langsam unter die schaumige Ei-Zucker Masse. Fertig zum Anrichten.
Gebteinen Soßenspiegel in einen tiefen Teller und richtet den Kloß darauf an – nicht den Kloß übergießen, das ist nämlich voll banausenmäßig. Jetzt noch einige der gerösteten Mandelblätter darüber und warm servieren: Guten Appetit!
Zum Abschluss noch zwei Hinweise:
Für alle, denen noch eine kalte Komponente am Dessert fehlt, schlägt Chris eine Kugel Vanille- oder Nuss-Eis vor.
Nachdem ich im Internet Hinweise auf Scheiterhaufen aus Kartäuser Klößen gefunden habe und im ersten Versuch gesehen habe, dass so ein Kloß optisch verdammt nah an einer Boulette ist, habe ich für die Zubereitung kleine Milchbrötchen aus Briocheteig genommen. Dann braucht man zwei bis drei pro Person – schmeckt ähnlich, sieht aber einfach besser aus. Doch auch die Boulette will ich nicht verheimlichen – hier getunt mit Puderzucker.
Die kulinarische Kreation stammt von Christopher Keylock, zubereitet, fotografiert und aufgegessen habe ich es. Ich bin Thomas Hobein.
(Beim Schreiben gehört: Das Album „Immer da wo du bist bin ich nie“ von Element of Crime)
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Wow – das war eines meiner Lieblingsgerichte in meiner Kindheit. Bei uns wurde es „Kaddaiserkläis mit Ebbelwoisooß“ genannt. Ja – richtig gehört. Ebbelwoisooß gab es auch für die Kids. Waren wir den Apfelwein doch eh gewohnt, wenn wir mit Opa auf dem Feld waren und z.B. Heu gewendet haben – da gab es kein gesondertes Getränk für die Kinder. Es gab mit viel Sälzerwasser gespritzten, eigenen Ebbelwoi in einer mit nassem Zeitungspapier umwickelten Flasche. Schade nur, dass es die guten Milchbrötchen von „unserm“ Bäcker nicht mehr gibt. Der Betrieb ist leider bereits Jahrzehnte geschlossen…