Kulinarische Abenteuer im Odenwald und an der Bergstraße

Prilleken

Das Fastnachtsgebäck aus Niedersachsen
Prilleken – die kleinen Fastnachtskrapfen, Fastnachtsberliner, Fastnachtskreppel, Fastnachts-Pfannkuchen aus Niedersachsen

Nun ist Niedersachsen sicher nicht der Karnevals-Hotspot, aber zum Lachen geht man auch da nicht in den Keller. Und was schmeckt, weiß man da nun sicher auch zu schätzen … so wie die kleinen, frittierten Hefeteig-Klopse namens Prilleken.

In Zeiten des Lockdowns beschränken sich meine kulinarischen Abenteuer eben auf das was ich im Home-Office erleben und im Home-Cooking verzapfen kann. Da passt mir der Aufruf der  Facebook-Gruppe „Kulinarischer Odenwald, – kochen, backen und mehr“ mit fast 5000 Mitgliedern so richtig gut in den Kram, im Februar traditionelle Fastnachtsspeisen zu posten. Dem komme ich gerne nach und erzähle euch hier von der norddeutschen Variante der Fastnachtskrapfen. Also: Hört mal ’n beten to.

 

Es gilt wegzuputzen, was das Zeug hält

Seit dem siebten Jahrhundert verordnet Rom die vierzigtägige Fastenzeit vor Ostern. Und seit dem zwölften bzw. dreizehnten Jahrhundert – die Gelehrten streiten sich – ließen es die Mönche noch mal so richtig im Kloster krachen, bevor sie sich in Verzicht übten und die schnell noch einige fleischgefüllte Herrgottsbescheißerle (Maultaschen) zubereiteten. Die Fastnacht war erfunden und das Volk passte sich begeistert an. Fleischiges und Fettgebackenes traten zu Karneval ihren Siegeszug an und behaupten sich bis heute – eben auch in Form von Krapfen, Berlinern, Pfannkuchen, Kreppeln und … die Dingeriche namens Prilleken. Und das selbst in protestantischen Gegenden wie Niedersachsen oder Hessen, in denen das Fasten ja eigentlich so gar nicht richtig gildet.

 

So jetzt aber zum Thema

Prilleken – die kleinen Fastnachtskrapfen, Fastnachtsberliner, Fastnachtskreppel, Fastnachts-Pfannkuchen aus Niedersachsen Diese kleinen Kreppel aus Hefeteig nennt man in Niedersachsen Prilleken. Sie wurden früher in rauen Mengen gebacken, um sich von den Kindern freizukaufen, die an Fastnacht mit Tannenzweigen bewaffnet, den Erwachsenen auflauerten und Wegzoll forderten. Der so begann: „Fasselnacht, wat willst je geben? Appel oder Beeren? …“

„Prilleken“ bedeutet „mit den Händen rollen“. Sie werden nämlich per Hand zu Kugeln oder Ringen geformt, je nach Region oder Familie aber auch ganz freestyle-mäßig designed. Es gibt sie pur, mit Marmelade oder Pflaumenmus (das ist, liebe Odenwälder, Latwerge) gefüllt oder mit (Rum-) Rosinen im Teig.

Unabhängig von Form und Füllung werden sie nach dem Backen noch warm in Zucker gewälzt und so frisch wie nur irgendwie möglich verschnabuliert.

 

Einkaufsliste für etwa fuffzich Prilleken

Prilleken – die kleinen Fastnachtskrapfen, Fastnachtsberliner, Fastnachtskreppel, Fastnachts-Pfannkuchen aus Niedersachsen Davon habe ich die eine Hälfte mit Rum-Rosinen gemacht und die andere Hälfte mit ohne. Wer also alle Mini-Krapfen mit Rum-Rosinen versehen möchte, benötigt das Doppelte der angegebenen Menge oder eben auch nicht, wenn kein gewünscht sind. Aber macht doch, was ihr wollt, ich kann mich schließlich nicht um alles kümmern.

  • 500 g Mehl
  • 40 g frische Hefe
  • 75 g Zucker
  • 250 ml lauwarme Milch
  • 75 g weiche Butter
  • 2 Eier
  • 1 Prise Salz
  • Abrieb einer halben Zitrone
  • Fett zum Ausbacken
  • 50 g Rosinen
  • 3 EL Rum
  • Zucker (und Zimt) zum Bestreuen nach Belieben

 

Der Hefeteig

Das Wichtigste zuerst: Weicht die Rosinen im Rum ein. Dann sehen wir weiter … und widmen uns dem Teig oder dem Deig, wie Jo Lafer sagen würde. Der gelingt am besten, wenn alle Zutaten zu Anfang mindestens Zimmertemperatur haben.

Siebt das Mehl in eine Schüssel und drückt eine Mulde in die Mitte.

Erhitzt die Milch ein einem Topf bei geringer Hitze (nicht kochen nur erwärmen). Bröselt die Hefe in die warme Milch und fügt etwa vier Esslöffel vom Mehl und eine Prise vom Zucker dazu. Dann verrührt ihr  alles zu einem dicken Hefebrei. Den deckt ihr mit einem Tuch ab und gönnt ihm eine halbe Stunde Ruhe an einem warmen Plätzchen.

Danach vermengt ihr das Mehl in der Schüssel mit dem restlichen Zucker einer Prise Salz und dem Abrieb der Zitrone. Drückt eine Mulde in die Mitte und schlagt die Eier hinein. Schneidet die weiche Butter in Flöckchen und gebt sie dazu. Gießt den Hefebrei aus dem Topf darauf und verarbeitet die Masse zu einem glatten Teig. Deckt die Schüssel mit einem Tuch ab und lasst den Teig zwei bis drei Sunden gehen.

Anschließend knetet ihr den Teig noch einmal kraftvoll durch. Wer die Variante mit den Rosinen mag, lässt die abtropfen und arbeitet sie jetzt mit ein. Dann geht’s an die Prilleken.

 

Formen, Frittieren, Futtern

Prilleken – die kleinen Fastnachtskrapfen, Fastnachtsberliner, Fastnachtskreppel, Fastnachts-Pfannkuchen aus NiedersachsenAus dem Teig stecht ihr mit einem Ess-Löffel kleine Klumpen aus und formt sie, wie es euch gefällt. Und die frittiert ihr bei 170° bis 180° in heißem Fett bis eure Hefeklopse von allen Seiten goldgelb sind. Die frisch gebackenen Prilleken „entfettet“ ihr auf Küchenkrepp und wälzt sie dann sofort in Zucker  und – wenn ihr wollt – auch in Zimt. Und dann „op den Tisch“ damit.

Die Dinger schmecken frisch am besten. Und dazu gibt’s eine „schöne Tasse Kaffee“, wie man früher zu sagen pflegte als es auch noch „Gute Butter“ hieß. Daar kannst up an (frei übersetzt: So viel ist sicher).

Fotos: Thomas Hobein

(Beim Prilleken machen u.a. gehört: „Shout To The Top“ von Style Council und „Everyone Wants To Rule The World“ von Tears for Fears und „Pussycat“ von Tom Jones und … man, diese Rum-Rosinen)

 

 

 

2 Kommentare zu “Prilleken

  1. Margrit Grabow

    Hallo ,meine Schwiegertochter kommt aus Braunschweig und sie sagt,es gibt bei Euch Zintbrötchen mit flüssigen Kern. Kennen Sie das Rezept, ich habe schon überall gesucht. Würde much freuen wenn Sie es kennen.
    Lg
    M.Grabow

    1. Thomas Hobein

      Hallo Margit,

      schön, dass du meine Seite gefunden hast – die Seite eines in Niedersachsen (Weserbergland) geborenen Hessen. Eigentlich schreibe ich nur zu regionalen Themen und nur ausnahmsweise mal was anderes, wie hier die Prilleken, die es zwischen Harz und Friesland gibt.

      Zu den Zimtbrötchen kann ich dir leider nix sagen.

      Gruß aus Darmstadt
      Thomas

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