BannenBerger Brauerei
Zwei brennen für das Brauen. Für das handwerklich qualitative Brauen traditioneller Sorten nach dem deutschen Reinheitsgebot – so ganz ohne Schnickschnack und so ganz ohne die massentaugliche Glätte der überregionalen sogenannten Premiummarken. Sie heißen Maximilian Bannenberg und Jonathan Berger und erledigen das mit dem Braunen seit 2022 in Bad König im Odenwald. So jetzt wisst ihr’s im Prinzip. Aber wenn ihr mehr wissen wollt, dann lest einfach weiter. Tut nicht weh.
»Wir sind keine Craft-Beer Manufaktur,« sagt Jonathan Berger mit Nachdruck und dass das wichtig sei. Hier geht es um das Handwerk und um Qualität. OK, denke ich, habe ich verstanden und finde ich gut. Max Bannenberg will auch kein Craft-Beer brauen, aber ihm gefällt »Look & Feel», wie das so schön im Marketing-Sprech heißt, dieser Szene. Oder wie er es auf der firmeneigenen Website sagt: »Unsere Braumanufaktur vereint traditionelle handwerkliche Braukunst mit dem Zeitgeist der Craft Beer-Bewegung. Dabei prägt die Verbindung von Altbewährtem und Neuem den einzigartigen Geschmackscharakter unserer Biere.«
Erstmal ankommen in der Brauerei BannenBerger
Und da sind wir schon mittendrin in meinem Besuch bei der Brauerei Bannenberger in Bad König. Der Name BannenBerger ist ein sogenanntes Kofferwort, das sich aus den Nachnamen der beiden Brauer zusammensetzt – also aus Bannenberg und Berger wird BannenBerger. Ihr seht, so einfach kann es sein.
Der Name ist mir schon vor einiger Zeit auf Instagram aufgefallen (damals noch Bannenberg). Doch da die Adresse in Glashütten/Taunus war, habe ich das nicht weiterverfolgt, weil ich nicht außerhalb meines Reviers kulinarisch herumabenteuere. Aber dann habe ich einen Insta-Beitrag vom Erbacher Weihnachtsmarkt entdeckt und herausgefunden, dass diese neue Biermarke jetzt im Odenwald beheimatet ist und das ist mein Revier.
So, und jetzt stehe ich hier. In der Kimbacher Straße 120 oder anders ausgedrückt:
Oh, durstiger Fremder, wenn du Bad König in Richtung Vielbrunn verlässt, wird kurz vor Ortsausgang auf der linken Straßenseite Frisches gebraut.
Es ist 10:00 Uhr morgens und damit zu früh für Bier. Sie zeigen mir mit beträchtlichem, sympathischem Stolz ihre Brauerei, wir trinken Kaffee und babbeln. Ich will zuerst wissen, mit wem ich hier zu tun habe. Beginnen wir alphabetisch mit
Maximilian Bannenberg
Der Braumeister wurde in Ostwestfalen geboren, ist im Taunus aufgewachsen und hat seine Ausbildung zum Brauer und Mälzer in München bei Paulaner absolviert. Heute lebt er in Michelstadt-Steinbuch. Dazwischen führte ihn sein Weg unter anderem nach Biel, in die Schweiz zu einer kleinen, aber bekannten Brauerei. Anschließend fand er seine berufliche Heimat bei der Michelstädter Rathausbräu und blieb nicht zuletzt der Liebe wegen hier im Odenwald.
Seine unternehmerische Laufbahn begann 2014 mit einem Versprechen an seine Mutter in Glashütten: »Wenn du Bürgermeisterin wirst, braue ich dein eigenes Bier!« Klar, ihr ahnt es, sie wurde gewählt. Und so entstand in der ungenutzten Schlachtküche eines Freundes das BBB Märzen, das bis heute im Programm ist. In Folge entstanden unterschiedliche Bierkreationen für eine wachsende Zahl von Leuten, die auf besondere Biere stehen. Und 2015 lernte er in Michelstadt seinen Freund und jetzigen Partner kennen:
Jonathan Berger
Der gebürtige Hanauer und heutige Wahl-Odenwälder Braumeister begann seine Ausbildung in der Brauerei Dörr in Michelstadt, musste sie aber nach der Übernahme des Betriebs in Pfungstadt beenden. Es folgte ein Abstecher in den Thüringer Wald zu einer Museums-Brauerei, wo er »mit Holzfeuer, Dampfmaschine, Doldenhopfen und Quellwasser ganz ursprüngliche und sehr besondere Biere gebraut hat«.
Aus dem Osten ging‘s nach Süden zur Braumeisterschule in München und schließlich in den Norden nach Bremen, wo er einige Jahre bei einer großen Brauerei gearbeitet hat, die früher bekannt dafür war, dass sie Männerdurst in grünen Flaschen löscht. Aber jetzt ist er wieder da, im Odenwald, wo seine Laufbahn als Brauer und Mälzer einst begann.
Eine neue Odenwälder Brauerei entsteht
Beide lernten sich in Michelstadt kennen als Max beim Rathausbräu arbeitete und Jonathan bei Dörr in die Lehre ging. Sie kochten zusammen, entdeckten Gemeinsamkeiten über das Brauen hinaus, doch natürlich war das Handwerk immer zentrales Thema. Und so entstand nach und nach die Idee, eine Brauerei zu gründen, in der sie ihre ganz eigenen Ideen verwirklichen konnten.
Aber es sollte noch eine Zeit dauern bis es soweit war. Doch etwa 2020 nahm die Idee konkretere Formen an. Das größte Hindernis, das es zu überwinden galt, war geeignete Räume zu finden. Das dauerte tatsächlich rund zwei Jahre, bis eine ehemalige Wäscherei die Braumeister herein lies.
Die Räume mussten komplett entkernt und neu verfließt werden, um für Braukessel, Läuterbottich, Tanks und Abfüllanlage hygienisch einwandfreien Platz zu schaffen – alles in allem eine nicht unbeträchtliche Investition von Zeit, Geld und Gehirnschmalz. Aber dann ging’s endlich los. Und jetzt zeigen mir Max und Jonathan – wie gesagt – mit spürbarer Begeisterung ihre Brauerei.
Brauen ist das eine, unternehmerisch zu denken, das andere
Um es ganz klar zu sagen: Wir haben es hier nicht mit zwei Traumtänzern zu tun, die ihrer Leidenschaft freien Lauf lassen. Die beiden Braumeister wollen nicht nur Bier nach eigenen Vorstellungen erzeugen, sie wollen auch von ihrer Arbeit leben. Das bedeutet, dass ein Brautag zehn bis zwölf Stunden Arbeite bedeutet, um etwa 1.000 Liter Bier zu brauen. Alles in Handarbeit. Vom Schleppen der Malz-Säcke bis zum Abfüllen und Etikettieren.
Gegenwärtig haben die beiden vor, 30.000 bis 40.000 Liter im Jahr zu erzeugen und vor allem – auch zu verkaufen. Dazu bieten sie ihre Sorten in Six-Packs mit 0,33er Flaschen, in Ein-Liter-Flaschen und in Fässern verschiedener Größen an. Insbesondere den Anteil der Fässer für die Gastronomie wollen die BannenBerger steigern. Der Anfang ist gemacht. Ihr Bier wird bereits in mehreren Restaurants im Taunus und im Odenwald ausgeschenkt (z.B. Zur Schmelz in Mossautal, Zum Deutschen Haus in Michelstadt oder Krone in Bad König – Zell). Anfragen nehmen Jonathan und Max gern entgegen.
Jetzt aber endlich zum Bier aus Bad König
Alle Sorten sind naturbelassen und das Ergebnis akribischer, handwerklicher Braukunst nach dem deutschen Reinheitsgebot. Sie sind nicht bio-zertifiziert, aber gemacht aus Bio-Zutaten und bestem Wasser aus Bad König. »Unser großer Traum ist es, unser Brau-Getreide sowie ein Teil unseres Hopfens unter biologisch kontrollierten Standards eines Tages selbst anzubauen,« kann man auf der Website lesen. Bis das soweit ist, gibt es aber ausreichend Gutes aus Hopfen und Malz in der Brauerei.
- Da ist zum einen das Bier mit dem alles begann, das messingfarbene , vollmundige BBB Märzen
- Ein weiteres Märzen – das Rauch Märzen – entsteht aus über Buchenholz gedarrtem Malz und kommt mit entsprechendem Aroma daher
- Das Export Spezial, ist ein nicht ganz typisches deutsches, untergäriges Lager, denn der Hopfen ist etwas deutlicher als bei anderen Export-Bieren
- Das IPA – Indian Pale Ale – ist das einzige obergärige Bier im Programm und sucht vielleicht doch ein wenig Nähe zur Craft-Beer-Szene
- Das Starkbier Black & Lecker ist ein dunkles Doppelbock, vollmundig und betont malzig
- Das Bock Hell überzeugt durch die Kombination von Bockbier typischem höheren Alkohol-Gehalt mit einer überraschenden Frische
Das Export Spezial und das BBB Märzen werden ganzjährig gebraut, die anderen Sorten sind saisonal zu haben. Und Leute, stay tuned, denn die beiden Braumeister aus Bad König haben immer mal wieder eine Überraschung im Programm.
Als gebürtiger Niedersachse fallen persönlichen Vorlieben in der Regel eher heller und hopfenbetonter aus. Deshalb würde ich auch, um meinen Bierdurst zu löschen, als Standard auf das Export Spezial zugreifen. Aber das Bock Hell hat mich auch wirklich überzeugt (ist ja auch eher die norddeutsche Bockbier-Variante) und wirklich positiv überrascht hat mich die Mutter aller Sorten, das BBB Märzen.
Wer von euch, liebende Lesende, jetzt auch eins der oben genannten Biere probieren möchte, informiere sich über die Bezugsquellen auf der Website mit Shop oder in den Sozialen Medien. Und jeden Donnerstag findet ab 16:00 Uhr ein Rampenverkauf direkt in der Brauerei statt – Kimbacher Straße 120, Bad König.
Ich lade jetzt noch ein Probierkontingent in den Wagen und reite in die Mittagssonne. Denn damit endet mein kurzer Besuch in der noch jungen Brauerei in der ehemaligen Wäscherei in Bad König. Im Odenwald. In Hessens tiefem Süden.
Fotos: Thomas Hobein
(Beim Schreiben u.a. gehört: »Our Swords« von »Band of Horses«)
Toll geschrieben Thomas. Da hat man gleich das Bedürfnis hinzufahren und zu probieren.
So long
Ingmar