Blackbird
Die Amsel trägt in Griechenland erheblich zur Verbreitung des Olivenbaums bei. Das Öl des Baums nach Mossautal in den Odenwald hat sie aber nicht gebracht – das war die Familie Simos. Doch Namensgeber für deren Marke Blackbird ist der kleine schwarze Vogel sehr wohl.
Freitagnachmittag in Mossautal. Das Wetter ist für Anfang April in einem Mittelgebirge so lala. Aber wir wollen uns ja auch nicht die Sonne auf den Pelz scheinen lassen, sondern Nikoleta und Alexander Simos treffen und mit ihnen über das Olivenöl aus Griechenland sprechen, dass sie vertreiben.
Wir sind pünktlich wie die Mauerer und Alex empfängt uns in Unter-Mossau – an der Hand den kleinen Sohn Ilias, der uns Fremde nicht scheu, aber mit gebührender Zurückhaltung mustert. Nikoleta ist noch auf dem Rückweg von der Arbeit in Darmstadt. Auch die hauptberufliche Wirkungsstätte von Betriebswirt Alex liegt in Darmstadt. Er arbeitet dort im Vertrieb von WASA, dem Weltmarkführer für Unterlagsplatten (wer nun wissen möchte, was das ist, möge es eigenverantwortlich recherchieren).
Beide sind also täglich volles Programm unterwegs und dann noch das Olivenöl. Aber dass Blackbird nicht nur so nebenbei läuft oder ein Hobby ist, wird schnell deutlich, wenn man vor der Schlosserei von Joannis Simos, Alexanders Vater, steht. Denn dort hat sich das Ölgeschäft bereits ein kleines Eckchen erobert und wird entsprechend in Szene gesetzt. Das steckt noch in den Kinderschuhen, aber die Ernsthaftigkeit ist nicht zu übersehen.
Wer also die Schlosserei im Erdgeschoss betritt, hat links metallene Treppengeländer von Joannis Simos zu bewundern und rechts griechisches Olivenöl von Nikoleta und Alex zu probieren. Oben drüber wird gewohnt. Diese untrennbare Mischung von Arbeit und Leben nennt man traditionell übrigens Familie. Und genau das ist auch die Geschichte von Blackbird. Und die geht so.
Grieche heiratet Odenwälderin im Odenwald. Heraus kommt ein Sohn namens Alexander. Der lernt auf der Hochzeit seiner Cousine, seine zukünftige Frau kennen, Nikoleta. Deren Familie betreibt seit Generationen auf Lesbos eine Ölmühle. Die Idee deren Produkte in Deutschland zu vertreiben wird geboren und so kommt das Olivenöl in den Odenwald. Klar – das war natürlich alles viel romantischer, aber keine Zeit für Sentimentalitäten.
Blackbird – das flüssige Gold von der Insel Lesbos
Die rund elf Millionen Olivenbäume auf der Insel Lesbos in der nordöstlichen Ägäis bilden die Grundlage für eine der wichtigsten Erwerbsquellen der Inselbewohner – ein Olivenöl, das schon allein durch die intensive goldene Farbe von seiner Herkunft erzählt. Die EU bestätigt die Einzigartigkeit dieses Lebensmittels als Produkt mit einer geschützten geografischen Angabe – so wie Champagner oder den Odenwälder Frühstückskäse aus Hüttenthal.
Auf der Insel ist die Erzeugung von Olivenöl in der Regel eine sehr traditionelle Familienangelegenheit. Und das gilt auch für die Familie Kanellos, die Blackbird im Südosten der Insel erzeugt. Seit 1900 werden in ihrer Ölmühle das Wissen und die Handwerkskunst von Generation zu Generation weitergegeben, die Technik immer auf den neusten Stand gebracht und die Qualität der Produkte sehr persönlich genommen.
Das Ergebnis dieser leidenschaftlichen Arbeit sind charaktervolle Olivenöle ausgewogener Aromatik und rauer Textur, die jetzt unter dem Namen Blackbird ihren Weg in Hessens tiefen Süden angetreten haben.
Die drei Spezifikationen der Marke
Inzwischen ist auch Nikoleta eingetroffen und hat sofort die Versorgung mit Kaffee und Käsekuchen aufgenommen. Alex zeigt uns derweil die drei verschiedenen Öle und erläutert sie.
Ein Extra Natives Bio-Olivenöl ist für mich das absolute Premium-Produkt, wie ich später zuhause beim Kosten feststelle – nicht weil es das Bio-Zertifikat trägt, sondern weil es mir am besten schmeckt. Es kommt in einer weißen 250-ml-Flasche daher, darauf der Blackbird. Zum Kochen und Braten ist dieses Öl zwar geeignet, aber einfach zu schade und zu lecker. Es ist kräftig im Geschmack und hat von den drei Sorten den geringsten Säuregehalt.
Nahezu lichtundurchlässig präsentiert sich die 500-ml-Flasche, die ein Extra Natives Olivenöl enthält. Auch dieses Öl empfiehlt Alex für den Rohverzehr auf Salaten oder zum Abrunden von Speisen. Es schmeckt etwas dezenter als sein Bio-Pendant bei leicht höherem Säureanteil.
In Literflaschen rundet ein Natives Olivenöl das Blackbird-Programm ab. Es ist leicht und mild im Geschmack und eher zum Kochen und Braten geeignet, aber durchaus auch roh zu genießen und besser als viele der billigeren Marktbegleiter aus der Öl-Industrie.
Wenn wir schon beim Geld sind: Wir reden hier nicht über Luxusartikel, sondern über Preise, die sich der Qualität angemessen im oberen Mittelfeld bewegen. Nix für den Discounter-Kunden, eher für preisbewusste Genießer, die in regionalen EDEKA-Märkten oder zum Beispiel im vinocentral am Darmstädter Hauptbahnhof einkaufen.
Und Schluss
So Leute, alles Wichtige ist gesagt und wir fahren zurück nach Darmstadt. Wochenende. Aber wer von euch noch mehr über das Olivenöl wissen möchte, sollte sich die Blackbird-Website ansehen. Oder ihr fragt einfach Nikoleta und Alexander Simos, denn die sind ja schließlich Schuld daran, dass ein Olivenöl von Lesbos nach Mossautal gekommen ist. In den Odenwald. In Hessens tiefen Süden.
Fotografie: Thomas Hobein
(Beim Schreiben u.a. gehört: „Hundredaire“ von Hey Willpower)