Kulinarische Abenteuer im Odenwald und an der Bergstraße

Das Projekt »Jan TH Steinert«

Rockig-poppiges aus Hessens (tiefem) Süden

Eintracht-Fans werden sich an »Tore und die Chef Kolter Band« sowie an die Songs »Eintracht« und »Riederwald« erinnern. Das ist sicherlich etwas her, aber Chef Kolter ist jetzt sowas von back. Dazu lässt er sogar die Maske, respektive die Decke, fallen und offenbart seine wahre Identität. Endlich. Wie er selbst findet.

Ich kenne Jan jetzt schon eine ganze Weile. Er hat durch den Tipp eines gemeinsamen Freundes meine Website entdeckt und versorgt mich seitdem freigiebig mit Tipps für meine Blog-Beiträge. Jetzt zahle ich ihm das heim und stelle ihn und seine Leidenschaft vor – die Musik. Das hat er nun davon.

Jan Thorsten Steinert aus Groß-Umstadt ist passionierter Hutträger und bodenständiger Süd-Hesse. Deshalb sollte dieser Artikel eigentlich »Mit Hut und Handkäs« heißen. Ging aber nicht, weil zum Zeitpunkt des Interviews kein Handkäs in einer Restauration zu bekommen war. Nix desto trotz unterhielten wir uns – über ihn, seine Musik und seine Kollaborateure – in einem Biergarten. Wo auch sonst?

 

Hinweise zur Person

Wer in Groß-Umstadt auf einen behüteten Mann mittleren Alters beim Fotografieren mittels Smartphone stößt (schwerer Satz), steht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vor Jan Steinert. Denn der Kameramann a.D. postet unermüdlich seine visuellen Entdeckungen auf Instagram, wenn er nicht gerade vor sich hin musiziert. Aber bleiben wir chronologisch.

Aufgewachsen ist Jan Steinert, geboren 1967, in Otzberg auf’m Hering im Landkreis Darmstadt-Dieburg. Das Gymnasium besuchte er in Groß-Umstadt. Und während dieser Zeit entflammte auch seine Passion für die Musik. Gemeinsam mit Mitschülern gründete er in den frühen Achtzigern die Band »D’Innsect« – dabei auch Reiner Dörr, der heute wieder maßgeblich am aktuellen Musikprojekt beteiligt ist. Der erste Auftritt fand im Keller des Weingutes Brücke-Ohl statt weitere folgten zum Beispiel im BKA zu Münster oder in der Darmstädter Krone.

Später verschlug es ihn über Ober-Roden nach Frankfurt, wo er lange Zeit als Kameramann tätig war. Der Musik widmete er in Formationen wie »Shroud« oder der bereits erwähnten »Chef Kolter Band«. Aber während seiner Zeit hinter der Kamera trat die Musik doch etwas in den Hintergrund, bahnte sich aber letztendlich wieder den Weg an die Spitze im eigenen Mind-Set. Zurück in Groß-Umstadt entstanden unter dem Namen »Dollar Dummies« einige Titel, aber der Mann mit Hut wollte mehr. Er wollte kein Dummy sein, sondern Jan Steinert. Deshalb:

 

Alles muss raus!

Und zwar jetzt. Also entstand der Plan, acht Lieder in monatlicher Folge zu produzieren, die sich in Jan Steinerts Kopf heftig an die Öffentlichkeit drängeln wollten. Dabei ist Neues, aber auch Altes, das nie zur Zufriedenheit des Musikanten vollendet worden war, weder durch die Arrangements noch durch die Produktionsqualität. Doch so wichtig wie die Songs ist für den Groß-Umstädter Musiker dieses Mal, als er selbst vor sein Publikum zu treten und eben nicht als Chef Kolter oder ganz anonym als Dollar Dummy.

Bei allem Willen und Vertrauen in die eigene Kreativität leidet Jan Steinert nicht an Selbstüberschätzung. Deshalb scharte er – so wie einst Gandalf die Ringgemeinschaft bildete – seine Gefährten um sich, um das Projekt zu realisieren. Er selbst lieferte Texte sowie die Grundideen für die Melodien und behielt den Hut auf – wie sollte es auch anders sein.

Charakter und Struktur erhielten die Ideen dann durch eine Quasi-Reunion von »D’Innsect«. Denn im einstigen Bandkollegen Reiner Dörr fand Jan Steinert erneut einen kongenialen Partner. Die beiden kennen sich seit der achten Klasse und haben sich niemals ganz aus den Augen verloren. Im Keller-Studio des Musiklehrers und »Heringer Sternsängers« (die bezeichnen sich selbst übrigens als Die-Party-Rock-Kapelle) wurden die Songs gemeinsam eingespielt, griff Reiner in die Tasten und die Saiten von Bass und Gitarren.

Mit den Ergebnissen dieser Sessions ging es dann „vom Hering“ nach Darmstadt ins Studio Schwarz, wo Lars Schwarz weitere Ideen einbrachte und die Songs produzierte.

Und da heute alle sehen wollen, was es so zu hören gibt, waren auch einige Videoclips unerlässlich – animiert oder als Realfilm. Die Animationen entstanden im Atelier des Grafikers Chris Hutzelmeier in Wiebelsbach. Die Clips zu weiteren Songs realisierten in Darmstadt und Umgebung die „Sensationellen Filmschnitten“. Dahinter verbirgt sich das Trio Andrea Reyher, Christel Pullmann und Dörte Engelkes.

 

Jan Steinerts Otzberger Liederzyklus

Zur Musik des Projektes oder Albums »Jan TH Steinert«: Die acht Songs, entstanden im Schatten des weißen Bergfrieds der Veste Otzberg und gefinisht in Darmstadt, bieten geneigten Hörern ein turbulentes Potpourri aus Rock, Pop and Punk. Oder so. Und wie bereits angedeutet: Jetzt seht mal, was es zu hören gibt.

Nice Way Release, November 2022. In diesem Song wünscht Jan seinem verstorbenen Vater, dem ehemaligen Navigator an Bord von Lufthansamaschinen, nur das Beste auf dessen weiterer Reise. Und durch seinen schwungvolle Gitarrenpop versprüht der Song dabei ungebrochenen Optimismus.

Stronger Release: Dezember 2022. Ein Song aus dem Jahr 1996, in dem Jan, damals noch als Chef Kolter,  die Trennung von einer Freundin verarbeitet hat. Mit etwas Wehmut, aber auch nicht zu viel davon. Im Video ist das Remake als Ruderpartie auf dem Steinbrücker Teich realisiert.

Life Is A Misunderstanding Release: Januar 2023. Inspiriert durch Erkenntnisse von Jans Schwester. Lyrics und Gitarre  kommen ohne viel Schnickschnack in Britpop-Manier, die an Oasis erinnert,  zur Sache: Life Is A Misunderstanding. So isses. Wie auch sonst?

Alles Release: Februar 2023. ”Eine heiter-groovige Tanznummer,« sagt Jan über diesen Song, der von verklärten Erinnerungen erzählt, die im Laufe der Zeit immer mehr an der sogenannten Wahrheit vorbeischrammen. Die durchaus munter-dynamischen 80er Gitarren unterstreichen dabei die lustvoll inszenierte selbstbezogene Ironie des Textes.

Blue Release: März 2023. Der Song in seiner ursprünglichen Idee entstand an einem Scheißtag (Zitat) in den späten 80gern für die Band D’Innsect. Und weil es ja fast nichts Schöneres gibt als einen verkatert-depressiven Tag, nimmt das Drama hier ganz neu vertont seinen Lauf.

Sentimental Journey Release: April 2023. Beschwört die gute alte Zeit herauf, wann immer die auch war oder sein wird. Entstanden ist das Stück bereits Anfang der 90er. Die Neuauflage präsentiert sich im klassischen Rock n‘ Rol-Gewand  mit David Bowie Anklängen im Gesang.

The Grand TV Jingle Release: Mai 2023. Die mittelschwere Medienschelte mit biographischen Zügen des musizierenden Kameramannes stammt aus der Zeit von Shroud. Und kommt in dueser aktuellen Kreation mit unverhohlener Glamrock-Attitüde als späte Verbeugung vor »The Sweet« daher.

Finally We Made It Release: Juni 2023. Ein neuer Song, der diesen Lieder-Zyklus abschließt. Isch hab feddisch, könnte man auch sagen. Schon die Schweineorgel im Intro lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass dieser pure, gitarrenbetonte Rock ’n Roll eine leidenschaftliche Reminiszenz an die Stones ist und insbesondere an Keith Richards.

 

Was jetzt, Herr Steinert?

Der Plan ist aufgegangen. Die acht Songs sind veröffentlicht und hörbar auf Youtube Music, Spotify, iTunes, Apple Music und Deezer. Jan Steinert könnte sich also wieder hinlegen und Gott, einen guten Mann sein lassen. Tut er aber nicht. Längst ist mit dem gleichen Team eine »Heitere Sommertrilogie“ in Arbeit, der erste Titel »Schöner Tag« bereits veröffentlicht und der zweite Song fertig produziert (Release Ende August 2023). Und wer weiß, was in Reiner Dörrs Studio noch entstehen mag. So im Laufe der Zeit. Im Schatten der »Weißen Rübe« der Veste Otzberg. Auf’m Hering. In Hessens noch nicht ganz so tiefem Süden.

Portraits: Thomas Hobein

(Beim Aufschreiben u.a. gehört: Die Songs des Jan TH Steinert Projekts und immer mal wieder »Loveley, Just Like Her« von Irving, warum weiß ich aber nicht)

2 Kommentare zu “Das Projekt »Jan TH Steinert«

  1. Coole Mucke – da sind ja faste alle Musikgenre mit dabei, wer hätte gedacht, das aus Hering (Häring?) so viel Kreatives kommt!

  2. Sid von Bayern

    Jan ist immer für eine Skurrilität zu haben.

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