Kulinarische Abenteuer im Odenwald und an der Bergstraße

Bio-Bier aus dem Odenwald

Wie die Privat-Brauerei Schmucker nachhaltig Durst löscht
Odenwälder Bio Hell und Odenwälder Bio Landbier von der Privat-Brauerei Schmucker aus Mossautal im Odenwald

Die Brauerei aus Mossautal im Odenwald geizt ja bekanntlich nicht mit Sortenvielfalt. Und jetzt kommen noch zwei Biere in Bio-Qualität dazu, bzw. ersetzen langfristig ihre konventionell gebrauten Vorgänger. Ich will natürlich wissen warum.

Bio-Lebensmittel sind in aller Munde. Denkt man. Wenn man nur auf die Medienpräsenz dieses Themas schaut. Tatsächlich lohnt es sich aber wieder einmal, genauer hinzusehen. Denn nur etwa sechseinhalb Prozent  des Lebensmittelumsatzes wird mit Bio-Produkten erzielt (Stand 2019). Bei den Getränken ist der Anteil noch geringer. Warum also zwängt sich die Privat-Brauerei Schmucker in diese Nische, könnte man da fragen. Aber die Antwort liegt auf der Hand.

 

Mossautaler Zukunftsstrategie

Odenwälder Bio Hell und Odenwälder Bio Landbier von der Privat-Brauerei Schmucker aus Mossautal im OdenwaldDer Biermarkt stagniert seit geraumer Zeit. Die Brauereien müssen sich etwas einfallen lassen, um sich zu behaupten. Einzig das Segment der Bio-Biere bildet im Markt ein zartes Pflänzchen mit Wachstumspotenzial. Warum soll da nicht eine regionale Brauerei wie Schmucker ein Trend-Thema besetzen, zumal „Bio“ und „Regional“ von vielen Zeitgenossen als bedeutungsgleich wahrgenommen werden. Außerdem traut man einer mittelständischen Brauerei diesen Bio-Anspruch sicherlich eher zu, als einer der überregional vertretenen, sogenannten Premiumbiere. Ich jedenfalls tue das. Und der Marktführer für Bio-Bier in Deutschland, Lammsbräu, zeigt das deutlich.

In Ober-Mossau hat man das bereits 2008 erkannt und ein Bio-Bier auf den Markt gebracht. Doch der Getränkefachhandel hielt diese Idee wohl für Science-Fiction und hat nicht mitgezogen. Folglich blieb der kühne Vorstoß zur damaligen Zeit ohne den verdienten Erfolg. Aber Odenwälder sind ja bekanntlich hartnäckige Burschinnen und Burschen. Deshalb geht man 2021 in Mossautal erneut in die Offensive und dieses Mal gleich mit zwei Sorten, die da heißen „Odenwälder Bio Landbier“ und „Odenwälder Bio Hell“ – gemeint ist übrigens ein Helles und nicht etwa die Hölle, die ja gelegentlich mit der Region in Zusammenhang gebracht wird.

Persönlich denke ich, dass der Launch der beiden Sorten jetzt zur richtigen Zeit erfolgt. Denn – und da bin ich mir sicher – andere werden folgen. In der Werteskala reflektierter und auch jüngerer Zielgruppen spielt „Bio“ eine immer größere Rolle. Und die sind die Kunden von morgen. Die sind die Zukunft.

 

Bio-Bier. Schön und gut. Erst mal muss es schmecken.

Da spricht man bei der mehrfachen Brauerei des Jahres eine sehr klare Sprache. „Wenn unser Bier nicht schmeckt, kauft das keiner.“ Tatsächlich ist die Zeit im Lebensmittelmarkt längst vorbei, in der wenige die ökologische Herstellung präferierten und auf Geschmack pfiffen. Die Leute da draußen wissen längst, dass sie beides haben können – einen guten Geschmack, der durch ein gutes Gewissen noch verfeinert wird. Also folgt die Privat-Brauerei dieser Erkenntnis.

Jetzt ist es nicht so leicht den Geschmack eines Bieres zu beschreiben. Außerdem entscheidet jede/r selbst, was schmeckt. Deshalb folge ich der alten Weisheit: „Ein Pils sagt mehr als tausend Worte“ und vergleiche beispielhaft die beiden neuen Bio-Sorten mit dem Meisterpils aus gleichem Hause.

Odenwälder Bio Hell und Odenwälder Bio Landbier von der Privat-Brauerei Schmucker aus Mossautal im OdenwaldDer Begriff Landbier ist nicht geschützt. Er erzählt vielmehr von einem regionalen Bier von hoher Qualität – in diesem Fall nachhaltig gebraut und naturbelassen. Ein Helles wird besonders in Süddeutschland gern getrunken. Es ist weit weniger stark gehopft als ein Pilsener und weisst daher eine viel geringere Bitternote auf. Wie das Odenwälder Bio Landbier ist das Odenwälder Bio Hell ökologisch gebraut und naturbelassen.

  

Wann darf ein Bier mit den „Bio-Siegeln“ angeben?

Odenwälder Bio Hell und Odenwälder Bio Landbier von der Privat-Brauerei Schmucker aus Mossautal im OdenwaldDas Deutsche Reinheitsgebot – und nachdem braut Schmucker natürlich – beschränkt die Zutatenliste auf Gerstenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser.  Und wenn das Gerstenmalz und der Hopfen nach EU-Richtlinien bio-zertifiziert sind, darf ein Bier sich den Zusatz „Bio“ anheften. Beim Wasser sieht das anders aus. Denn ein Mineralwasser ist per Definition kein Bio-Lebensmittel weil es kein landwirtschaftlich erzeugtes Lebensmittel ist. Damit ist es auch nicht Inhalt der EU-Öko-Verordnung. Ergo bekommt Mineralwasser auch kein staatliches Bio-Siegel.

Zwar gibt es zwei Bio-Siegel für Wasser, die werden aber von privatwirtschaftlichen Organisationen vergeben. Das ist zulässig solange die zertifizierten Wässer höhere Standards erfüllen als für Mineralwasser gesetzlich verlangt wird. Aber worin diese höheren Standards bestehen ist nicht definiert und deshalb immer wieder Thema ständiger Diskussion.

Was nun die Qualität des Brauwassers von Schmucker betrifft ist man in Ober-Mossau ohnehin weit vorne. Ich habe bereits an anderer Stelle darüber berichtet.

So, ihr da vor dem Bildschirm, ich habe fertig. Nun liegt es an euch zu probieren. Vielleicht noch ein Hinweis. Beide Bio-Biere werden ihre konventionell gebrauten Vorgänger ablösen, entstehen aber nach neuen Rezepturen. Sie sind also alles andere als alter Wein in neuen Schläuchen oder immer der alte Quark mit neuem Etikett oder … ihr wisst schon, was ich meine. Prost.

Bilder: Thomas Hobein und Privat-Brauerei Schmucker

(Beim Notieren der Gedanken u.a. gehört: „The Time Is Now“ von Moloko)

 

 

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