Kulinarische Abenteuer im Odenwald und an der Bergstraße

Ourewäller Misthaufe

Bratkartoffeln mit Handkäs’(e)) überbacken

Misthaufe … so benamst man  im Odenwald ein Gericht aus gerösteten Kartoffeln mit Zwiebeln, das mit Handkäs’(e) überbacken wird. Ich habe mal einen herbstlichen Salat dazugedengelt oder anders augedrückt: Ich habe neben den Misthaufen noch einen Komposthaufen gelegt.


So, ich treibe mich ja jetzt in der südhessischen Kulinarik mit ungebrochenem Forscherdrang schon eine ganze Weile herum, aber dennoch entdecke ich fast jede Woche für mich Neues. Oder ich werde fassungslos angestarrt, weil ich etwas hier ganz Selbstverständliches noch nicht kenne. Beispielsweise fiel Musiker Jan Steinert Mitte Oktober aus allen Wolken als er hörte, dass ich den »Otzberg Kräuter-Bitter« so überhaupt nicht kannte. Daher kaufte er ohne zu zögern – als erzieherische Maßnahme sozusagen – eine kleine Pulle und schickte mich damit zum Probieren nach Hause, wo ich nach dem ersten Schluck  mit einem veritablen »Schweppes-Gesicht« über den Underberg kam. Doch zurück zum Thema. Zu einem einfachen aber leckeren Gericht, wie ich es mag. Zum Ourewäller Misthaufe eben.

 

Nach einem Rezept aus dem Blog »Odenwälder Küche mit Carmen«

Kürzlich reiste ich wieder einmal am Schreibtisch sitzend durch die digitale Welt – eher ziellos, aber durchaus emsig. Und nach einer Weile verschlug es mich auf die Website von Carmen Gehl aus Brensbach im Odenwald. Wir hatten bereits über Facebook in Kontakt gestanden, aber ihren Kochblog hatte »Odenwälder Küche mit Carmen«  hatte ich bis dahin noch nicht besucht. Dort präsentiert sie seit einigen Jahren vielfältige Gerichte und Backwaren aus ihrer Küche.

Die Rubrik »Aus Oma Lieschens Küche« weckte schnell meine regional-fokussierte Aufmerksamkeit und gleich das erste Rezept war für mich ebenso neu wie überraschend – Bratkartoffeln mit Handkäse überbacken. Mit Handkäse überbacken? Ich kannte den Handkäse als Salat, mit Musik, im Kochkäse und habe ihn auch schon frittiert, aber überbacken habe ich noch etwas damit. Also habe ich ganz nassforsch die Carmen gefragt, ob ich ihr Rezept klauen darf und sie hat »Ja« gesagt. Danke dafür.

 

Frisch ans Werk

Wie Carmen Gehl verzichte auch ich bei diesem Gericht auf Mengenangaben und überlasse euch die Entscheidung, ob mehr oder weniger Zwiebeln … ihr wisst schon.

Starten könnt ihr mit Pellkartoffeln vom Vortag , die ihr pellt und in Scheiben oder Würfel schneidet. Oder ihr verwendet rohe Kartoffeln. Die solltet ihr aber gründlich wässern, wenn ihr sie geschält habt, damit die Stärke rausgespült wird. Wichtig ist in beiden Fällen, dass die Scheiben oder Würfel möglichst gleichgroß sind, damit sie gleichmäßig bräunen.

Bratet die Kartoffelstücke in Butterschmalz an (Pflanzenöl geht auch, ist günstiger, schmeckt aber nicht so gut). Lasst sie dabei in Ruhe, die Kartoffeln wissen, was sie zu tun haben und ständiges Umrühren stört sie nur. Wenn die Unterseite gebräunt ist, wendet ihr die Kartoffeln und gebt erst jetzt Zwiebelwürfel nach Belieben dazu. Schmeckt eure Bratkartoffeln mit ordentlich Salz und Pfeffer ab und lasst sie weiter vor sich hinbrutzeln. Wenn sie schön knusprig sind gebt ihr den gewürfelten Handkäse dazu, vermengt alles und lasst ihn zugedeckt schmelzen. Das geht recht schnell. Und … wer wie ich keinen Deckel für die Pfanne hat legt ein Blatt Backpapier über die Pfanne. Fertig.

Herbstlicher Beilagensalat

  • Blattsalate, zerpflückt
  • Brokkoli, roh in Stückchen
  • Möhren, geraspelt
  • Birnen, in Stücken
  • Äpfel, in Stückchen
  • Rote Zwiebeln, klein geschnitten
  • Walnusskerne
  • Dressing aus Naturjoghurt oder Sauerrahm,
    einem Schuss Olivenöl, Zitronensaft, Salz und Pfeffer

Wascht alle Zutaten für den Salat, schneidet sie klein und dann bringt ihr alles schön durcheinander. Dann mischt ihr die Dressing-Zutaten und gebt sie über den Salat.

Bringt euren Ourewäller Misthaufe heiß auf den Tisch, sonst werden die Kartoffel labrig. Und das will ja keiner. Dazu trinke ich gern ein Bier oder einen Apfelwein, aber niemals beides. Und hinterher gibt es vielleicht einen »Otzberg Kräuter-Bitter«, aber wirklich nur vielleicht.

Fotos: Thomas Hobein

(In der Küche u.a. nicht gehört: »Ein Loch ist im Eimer« vom Medium Terzett, bekannt aus Funk und Fernsehen)

3 Kommentare zu “Ourewäller Misthaufe

  1. ouahhhhh!
    Danke dafür, hatte grad überlegt was ich machen soll. Gleich mal los zum Zutatenkauf (wenn ich dabei nicht über meine hängende Zunge stolpere)

  2. Cooles Gericht – muss ich mal auf die Bucketliste setzen!

  3. Hallo Thomas,
    es freut mich sehr, dass Dich ein Rezept von mir inspiriert hat und Du es hier so toll präsentiert hast. Vielen Dank! Ich finde Deine Seite und Beiträge sehr gut gemacht und ansprechend, denn oft sind es ja die ganz einfachen Gerichte von Omas Küche, nach denen man immer mal Appetit hat!
    Liebe Grüße aus Bräischboch

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