Walnusswein
Die Grundzutaten sind grüne Walnüsse, Rotwein und ein ordentlicher Schuss Obstbrand – daraus entstehen im Perigord der „vin de noix“ und in Italien der „vino alle noci“. Und da alles, was rein muss auch für Südhessen typisch ist, probieren wir das jetzt auch mal aus. Und machen unseren eigenen Walnusswein.
Unsere Erfahrung mit grünen Walnüssen haben wir ja bereits gemacht. Die Nüsse müssen noch weich und innen noch weiß sein. Wenn sie hart und holzig sind, ist es zu spät. Deshalb gilt in der Region die Regel, dass die Nüsse unbedingt vor dem 24. Juni geerntet werden müssen.
Wer liest ist ganz weit vorne
Ich hatte von diesem Aperitif namens „vin de noix“ noch nie gehört und bin erst darauf gestoßen als ich Martin Walkers Perigord-Romane um „Bruno, Chef de police“ gelesen habe. Die entscheidenden Zutaten sind doch auch typisch für Odenwald und Bergstraße dachte ich so bei mir und schlug vor, dass wir das mal ausprobieren. Also haben wir von der Ernte, die wir für den Ansatz unserer „Schwarzen Nüsse“ gepflückt haben, einige abgezweigt, um unseren Walnusswein-Versuch zu wagen.
Zwei Ansätze
Da wir ja nun gar nicht wissen, was dabei herauskommt, haben wir uns für zwei Varianten entschieden, die sich durch den Rotwein unterscheiden. Für den ersten Ansatz verwenden wir einen Dakapo von Hanno Rothweiler und für den zweiten einen Dornfelder der Odenwälder Winzergenossenschaft. Der Johannisbeerengeist für beide Varianten stammt aus der Brennerei „Zum Kreiswald“.
Die Rezeptur ist abgeleitet von einigen Vorschlägen im Internet, ergänzt durch unsere kulinarische Intelligenz – mal sehen, wie weit wir damit kommen.
- 28 grüne große Walnüsse
- 2,5 l regional-typischer Rotwein
- 300 ml Johannisbeerengeist oder ein anderer Obstbrand
- 300 g brauner Zucker
- 1 Vanilleschote
- die Schale einer unbehandelten Zitrone
- 2 Zimtstangen
- 10 Pimentkörner
- 4 Gewürznelken
- eine ordentliche Prise frisch geriebener Muskatnuss
So haben wir’s gemacht
Zuerst haben wir die grünen Walnüsse gründlich abgewaschen und abtropfen lassen; die Enden der Nüsse abgeschnitten und anschließend die Nüsse geviertelt. Wenn ihr es nachmachen wollt – denkt daran, Gummihandschuhe zu tragen, sonst rennt ihr wochenlang wie ein Kettenraucher mit braunen Fingern durch die Gegend.
Für die zwei Versionen sind die oben aufgeführten Zutaten – ohne die Walnüsse –auf zwei große Einmachgläser verteilt worden, eins mit Dakapo aufgefüllt und eins mit Dornfelder. Dann haben wir alles so lange umgerührt, bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat.
Abschließend haben wir die Nussviertel auf beide Ansätze verteilt, die Gläser verschlossen und auf die Fensterbank in meiner Küche gestellt. Dort stehen sie jetzt in der prallen Sonne für eineinhalb bis zwei Monate (hier variieren die verschiedenen Rezepturen sehr stark). So weit so gut.
Wie es weitergehen soll
Der Plan ist, nach den eineinhalb bis zwei Monaten die Ansätze durch Kaffeefilter zu sieben, zu probieren und vielleicht durch die Zugabe von Wein, Obstbrand oder Zucker so zu verfeinern, wie es uns gefällt. Dann werden wir den Walnusswein in Flaschen abfüllen, verschließen und für ein bis drei weitere Monate an einem kühleren, dunklen Platz ziehen lassen. Außer – wir werden ungeduldig.
Und dann … dann werden wir euch berichten, ob der Versuch gelungen ist oder nicht. Stay tuned.
Nun, das ist längst erledigt und findet sich hier.
Fotos: Thomas Hobein
(Beim Schreiben u. a. gehört: das Album „Guaranteed Niceness“, vom Sonar Kollektiv Orchester)
Ich habe den Versuch 2015 schon erfolgreich durchgeführt – übrigens durch dasselbe Buch inspiriert. Es ist ein sehr süffiger Aperitif für die Gelegenheiten wie im Buch beschrieben entstanden – also eigentlich passend für alle Gelegenheiten ;-).
Ich bin auf Euren gespannt!
Ah, gut zu wissen. Wir sind auch gespannt. Noch gestaltet das Licht auf meiner Fensterbank das Getränk. Dann sehen wir weiter. Trinkst du Zeug eigentlich auf Eis. Habe ich als Vorschlag im Netz gefunden, in den Büchern um Bruno aber nicht.
Pingback: Vom Walnusswein-Entkorken | Endlich! Gutes.
Das ist so schön geschrieben, dass ich am liebsten dabei wäre!
Grüße vom Bodensee von
Charlotte
(die bedauert, dass sie die Zeit gerade verpasst hat).
Hallo Charlotte,
das ist gar kein Problem, ich setze den Noix schon seit über 15 Jahren in verschiedenen Kreationen an. Der Zeitpunkt zum Johannitag ist nur einigermaßen einzuhalten, wenn man schwarze Nüsse zum Verzehr produzieren will, jetzt ist die Nussschale schon relativ weit gereift und für schwarze Nüsse zu hart. Für Noix ist das egal, also ran an den nächten Walnussbaum und ansetzen. Das Ergebnis ist immer wieder Spitze!
Hallo zusammen, habe den Artikel erst heute gelesen und habe eine zusätzliche Informationen.
Eine weitere Reife in der Flasche schadet dem vin de noix nicht, unser ist jetzt drei Jahre alt und schmeckt wie ein weicher Cherry.
Vielen Dank für den Tipp, leider habe ich 2019 keinen angesetzt und mich auf „Schwarze Nüsse“ konzentriert. Aber die nächste Saison mache ich mich wieder ans Werk. Und dann brauche ich ja nur noch Geduld.
Hallo ,sind ähnlich wie Sie ,über Martin Walker, auf den Vin de Noix aufmerksam geworden.
Waren seitdem bereits 5 Mal im Perigord . Es ist genau wie im Buch beschrieben.
Den besten Vin de Noix und phantastische Schnäpse finden Sie in der Brennerei „la Trappe“ in Sarlat de Caneda.
Dieses Jahr sind dann die Walnüsse aus dem eigenen Garten nach Ihrem Rezept dran !!!!
Wir berichten das Ergebnis.
Liebe Grüße
Rüdiger +Christa Baucke
Super,
dass ihr das ausprobieren wollt. Und ich bin natürlich gespannt, wie das Ergebnis ausfällt. Ich werde das Experiment auch wiederholen. Vielleicht noch ein Tipp. Meine Probanden fanden die Version mit dem etwas kräftigeren Dacapo besser. Aber das ist natürlich Geschmacksache.
Gruß aus Darmstadt
Thomas
Was würde denn passieren wenn man für die Herstellung jetzt Nüsse ernten würde (sind hier zwar außen grün, die Frucht zeichnet sich leicht ab ist aber immer noch weiß und die innere Schale ist sehr dünn dennoch aber ansatzweise verholzt). Ändert das was am Geschmack oder an der Ziehzeit?
Lg
Hi Aleksandra,
ich habe bisher weder für den Walnusswein – wird morgen übrigens gefiltert und auf Flaschen gefüllt – noch für „Schwarze Nüsse“ Früchte verarbeitet, die schon leicht holzig waren. Grüne Walnüsse, die schwer zuschneiden oder einzustechen sind, sortiere ich aus. Ich denke die verholzten Stellen geben keine Aromen mehr frei und da hilft dann auch keine längere Lagerzeit mehr. Aber das ist nur eine Vermutung, da ich es noch nicht probiert habe.
Gruß aus Darmstadt
Tomas